Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

Ueber 
den 
Betrieb 
der 
monumentalen 
Glasmalerei. 
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führende Glasmaler muss seines Materials und der Verhältnisse desselben 
beim Brennen ebenso vollständig Herr sein, wie für die Sphäre, in wel- 
eher er thätig ist, eine absolut gediegene Kunstbildung besitzen; wonach 
also, im Fall die [Fächer sich scheiden. der Figurenmaler als solcher und 
nicht minder der Ornamentmaler als solcher sein Fach zu erfüllen im 
Stande sein muss. Eine gediegene künstlerische Tüchtigkeit und Freiheit 
ist hiebei aber um so mehr erforderlich, als die Ausführung, auch wenn 
sie Copie ist, doch in energischer, mehr oder weniger breiter Weise be- 
handelt werden muss, was kein nur mechanisch arbeitender Copist  und 
leider meint man nur zu häufig, dass zur Ausführung der Glasgemälde ein 
solcher genüge  erreichen kann. Der Componist, der etwa die Cartons 
fertigt, muss aber ebenso nicht blos schalfcnder Künstler im Allgemeinen, 
und zwar ein Künstler von demjenigen grossartigen Talente, das überall 
für monumentale Zwecke erfordert wird, sondern er muss zugleich auch 
im Stande sein, sich den sämmtlichen besonderenAnforderungen, welche sich 
aus der Bestimmung und Technik dieses Faches schon für die Composition 
ergeben, mit Leichtigkeit zu fügen. Dass der componirende Künstler, 
wenn er nicht mit eigner Hand zur Ausführung schreitet, die letztere über- 
wachen muss, dass überhaupt eine bis ins einzelnste Detail durchgeführte 
künstlerische Oberleitung nöthig ist, dies habe ich wohl nicht näher dar- 
zulegen. Die grösste Gediegenheit der Arbeit aber wird ohne Zweifel ein- 
treten, wenn der componirende und die Oberleitung führende Künstler 
sich zugleich selbst als Glasmaler zu bethätigen im Stande ist und nach 
Erforderniss an die Ausführung selbst Hand anlegt.  Ebenso wesentlich 
ist schliesslich der Besitz eines Lokales mit denjenigen änsseren Einrich- 
tungen, die das neue Gebäude der Glasmalereianstalt zu München bereits 
in naehahmungswürdiger Weise besitzt. 
Wer nicht ein einseitiger Verehrer der Kunst des Mittelalters ist, wird 
es zugeben müssen, dass die wichtigeren Leistungen der heutigen monu- 
mentalen Glasmalerei den Leistungen, die das Mittelalter in diesem Kunst- 
fache hervorgebracht hat, schon ehrenvoll zur Seite stehen. Dürfen wir 
aber überhaupt der heutigen Zeit vertrauen, dürfen wir es  wozu wir 
doch guten Grund haben  voraussetzen, dass die heutige Kunst in fort- 
schreitender Entwickelung begriffen ist, so haben wir auch von der monu- 
mentalen Glasmalerei, nach so glücklichen neuen Anfängen, Erfolge zu 
erwarten, die in früheren Zeiten nicht degewesen sind und die dies Kunst- 
fach in einer wahrhaft. gediegenen Vollendung zeigen werden.
	        
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