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den
B atrieb
dar
monumentalen
Glasmalerei.
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wenigstens maassgebend sein musste; theils mag das häutigecopiren von
Gemälden der altilandrischen Schule. was hier, besonders auf Veranlas-
snng der Herren Boisseree, stattfand und für die selbständige Ausbildung
der Cabinet-Glasmalerei so merkwürdige Erfolge hatte, darauf hingewirkt
haben. Vielleicht mag aber auch noch ein andrer, mehr äIISSCFEP Grund
von Einfluss gewesen sein. Die Glasmalereianstalt hat sich bis auf die
letzten Jahre mit sehr beschränkten und ungünstigen Lokalien behelfen
müssen. wo man die Arbeiten immer nur in verhältnissmässig kleinen
Stücken fertigen konnte und wo es unmöglich war, die grösseren Werke
gelegentlich in ihrer Gesammtverbindung aufzustellen und hiedurch, sowie
durch die Gewinnung eines ferneren Standpunktes für das Auge, ein Ur-
theil über das Ganze und über die Totalwirkung zu erhalten. Wie wich-
tig dies unter allen Umständen für grossräumige Arbeiten ist, die aus der
Ferne gesehen werden sollen, bedarf keines weiteren Beweises. Diesem
Uebelstande ist gegenwärtig indess auf eine sehr erfreuliche Weise abge-
holfen. Es ist nemlich ein besondres ansehnliches Gebäude für die Glas-
malereianstalt aufgeführt worden, welches nächst der Wohnung für den
Inspector, den Zeichnen- und Malsälen, den Magazinränmen, den Oefen
und Laboratorien auch einen sehr hohen.und geräumigen Saal zur Zusam-
menstellung und öffentlichen Ausstellung grosser Arbeiten enthält. Der
Saal hat ein kolossales Fenster, dessen Dimensionen den grössten Kirchen-
fenstern entsprechen; verschiedene Galerien sind an den Wänden des Saales
umhergefuhrt, um durch sie auch in der Höhe den verschiedenen 'l'heilen
des aufgestellten Bildes nahe kommen zu können, und eine in der gegen-
überstehenden Wand angebrachte Oetfnung giebt Gelegenheit, das Bild aus
möglichst grosser Entfernung betrachten und beurtheilen zu können.
Die neueren Glasfenster im Dome zu Regensburg, die in den Jahren
1828 bis 1833 auf königliche Veranlassung gefertigt sind, enthalten die
Belegstucke für die frühere Entwickelungsgeschichte der Münchener Glas-
malerschule. Von vorn herein macht sich hier jene schöne Richtung auf
höhere monumentale Stylistik bemerklich, aus welcher allein der bis jetzt
erreichte und trotz meiner Ausstellungen immer doch so ausserortientliche
Theil des Erfolges hervorgehen konnte, wenn auch begreitlicherweise diese
ersten Arbeiten zum Theil noch das Gepräge des Versuches, in ihrer Be-
handlung noch etwas Schwankendes haben. Auffallend war es mir, dass
bei einigen dieser Regensburger Fenster sich eine grösscre Energie, nament-
lich in der Färbung und malerischen Behandlung des Nackten, bemerklich
macht, als man später, in den Fenstern der Müchener Art-Kirche, zu be-
obachten fiir gut gefunden hat. Meines Erachtens wäre gerade dies eine
Behandlungsweise gewesen, die man hätte beibehalten und weiter ausbil-
den sollen.
Einen Gegensatz gegen die Münchener Schule der Glasmalerei bilden
die, freilich minder umfangreichen Bestrebungen, die sich in Nürnberg
geltend gemacht haben. Jene zartere malerische Durchbildung, auf die,
wie ich schon bemerkte, das häufige Kopiren alttlanrlrischer Bilder wenig-
stens zum Theil von Einfluss war, wird hier im Allgemeinen weniger er-
strebt; man ist hier mehr bei der älteren Weise der Glasmalerei stehen
geblieben, bei welcher nur eine sehr mässige Modellirung glänzend colo-
rirter Glasflächen erstrebt wurde. Die alten Malereien in den Nürnberger
Kirchenfenstern und die, mit solcher Richtung wohl übereinstimmenden
Oelgemälrle der Dürerschen Schule gaben dazu besonders das Vorbild,