Ueber
den
Betrieb
der
monumentalen
Glasmalerei,
neueren
wichtigsten
Rücksicht auf die
mit
Leistungen
dieses Faches.
(Kunstblatt
1848 , N0. 29
Auf einer Reise, die ich vor einigen Jahren durch einige Theile von
Deutschland, Belgien und Frankreich machte, war ich veranlasst, Beob-
achtungen über den gegenwärtigen Zustand der Glasmalerei, namentlich
der für monumentale Zwecke dienenden Gattung dieses Kunstfaches, anzu-
stellen. Es handelte sich vornehmlich darum, über die Grundsätze und
Erfordernisse für den gediegenen Betrieb der monumentalen Glasmalerei
zu einer möglichst klaren Anschauung zu gelangen. Ich glaube, dass die
Mittheilung meiner Beobachtungen und Bemerkungen, wenn sie im Ein-
zelnen auch mehr oder weniger Bekanntes berühren, in diesen Blättern
eine nicht unpassliche Stelle findet. Zunächst erlaube ich mir, zur Ge-
winnung eines festen Standpunktes, einiges Allgemeine vorauszuschicken.
Die Kunst der Glasmalerei scheidet sich, was die dabei erforderliche
Behandlung anbetrifft, in zwei wesentlich verschiedene Gattungen. Die
eine Gattung betrifft die Anfertigung von Malereien auf einer Glastafel,
was, den äussern Bedingnissen gemäss, immer nur Arbeiten von kleiner
Dimension sein können; diese Gattung gehört daher, und in Bezug auf
die Art: und Weise ihrer Verwendung, unter die angemeine Rubrik der
Iiabmetsmalerei, mit deren Werken sie die vorherrschende Richtung auf
61110. zarte und detaillirte Durehbildung gemein hat Die andre Gauung
119mm dleJenlgen Malereien, deren Ausführung auf der Zusammensetzung
einer mehr oder weniger grossen Anzahl von Glasplatten beruht, in wel-
cher Weise allein Werke grösseren Umfangs beschafft werden können. Sie
wird vorzugsweise in Verbindung mit der Architektur, zur Ausfüllung der
Fenstcröiftiungen, angewandt, hat in solchem Betracht vorzugsweise eine
monumentale Bedeutung und stimmt mit den übrigen monumentalen Kunst-
fächern in der Richtung auf eine grossartig ernste Stylistik überein. Zu-
gleich sind bei ihr, während die monumentale Kunst schon im Allgemeinen
auf eine feinere Durchbildung des Details nicht auszugehen pllegt, beson-
dere Gründe vorhanden, die dies unzulässig machen.
Die bei der monumentalen Glasmalerei geforderte strengere Stylistik
beruht zunächst und im Allgemeinen auf dem Bedürfniss einer harmoni-
schen Uebereinstimmung ihrer Darstellungen mit den architektonischen
Formen und Linien, welche das Fenstergemälde einrahmen oder selbst
(wie in dem Fenstersprossenwerk der gothischen Architektur) sich über
dasselbe hinziehen. Näher bestimmt wird dies Erforderniss einestheils
durch die leuchtende Kraft, die überhaupt den Glasfarben eigen ist und
die, soll anders im grosscn Maassstabe keine beängstigende Buntheit ent-
stehen, das Gesetz eines sehr gehaltenen harmonischen Zusammenklanges
nothwendig macht; anderntheils durch die grosse Stärke der Umrisslinicn,
worauf, soll nicht auch die Formcnbczeichnung eine unruhig schwere Wir-