Der Entwurf für
die
Brüssel.
grosse Küche in
1161.16
487
Habsburg, die von Schnorr im Festsaalbau des königlichen Schlosses zu
München ausgeführt sind; so in den schönen Compositionen aus der Ge-
schichte Karl's des Grossen, die Rethel, ein ehemaliger Zögling der
Düsseldorfer Schule, im Rathhause zu Aachen zu malen im Begriff ist Es
haben diese und ähnliche Darstellungen an andern Orten zwar im Allge-
meinen mehr noch den Charakter des epischen Gedichts, als den der
wirklichen Historie; aber zur grossen und gemessenen Darstellung der
Geschichte, eben zur Andeutung ihres poetischen Gehaltes, bildet solche
Richtung wenigstens gewiss eine höchst schätzenswerthe Grundlage und
in vielfacher Beziehung ein nothwendiges Bedingniss. Und dass es unsrer
Kunst daneben nicht an Lebenswärme, an sinn- und gemüthvollem Ein-
gehen auf das Einzelne gebricht, wer möchte dies läugnen? Lessing's
Huss auf dem Concil zu Costnitz enthält in den Köpfen der dargestellten
Personen eine Reihe historischer Charaktere, in denen wir die Kunst einer
ebenso durchdachten wie beredten Physiognomik bewundern. Haben wir
aber, was die Anforderungen der eigentlich geschichtlichen Malerei be-
trifft, allerdings noch keinen Horace V ernet, so hat: sich ja eben auch
dieser Meister zu dem was er ist, erst durch die Aufgaben emporgebildet.
Das Museum zu Versailles ist ein höchst umfassender Anfang zu einer
Verwendung der Kunst für Zwecke, die der früheren Zeit unbekannt wa-
ren und die das geistige Bedürfniss unsrer Zeit zu fordern scheint. Durch
Horace Vernet ist für diese Zwecke, in einer einzelnen Beziehung, höchst
Bewunderungswvürdiges erreicht worden. Aber noch liegt ein unermess-
lich weites Feld vor uns.
III.
Der
Entwurf
des
Architekten
van Üverstraeten
in Brüssel,
für
die
110118
grosse
Kirche
unter Berücksichtigung der allgemeinen Strebungen der heutigen Architektur.
(Kunstblatt
1846,
Neben den unzählbaren Entwickelungskrisen, in denen unsre Zeit be-
griffen ist, verdient der merkwürdige Uebergangs- und Entwickelungszu-
stand der heutigen Architektur gewiss eine sehr entschiedene Beachtung.
Nach den conventionellen Schulregeln, die vier Jahrhunderte hindurch die
europäische Architektur beherrscht hatten, nach der endlosen Wiederho-
lung der Formen des antiken Systems, die all ihrer Schönheit Zum TTOIZ
doch so häufig mit den äusseru und innern Bedürfnissen der modernen Zeit
in Widerspruch geriethen und daher auch einen guten 'l'heil ihrer eignen
Gesetzmässigkeit einbüssen mussten, athmct man endlich wieder auf, in-
dem man ein freieres, mehr oder weniger selbständiges Regen der archi-
tektonischen Kräfto wahrnimmt. Wohinaus dies führen soll, lässt sich
natürlich für jetzt noch nicht absehen. lm Allgemeinen hat man, um von