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nstreise
Jahr
1841
ausgenommen, wurden mit künstlerischen, auf die Geschichte Frankreichs
bezüglichen Darstellungen angefüllt. Aus allen königlichen Residenzen,
aus allen Magazinen derselben wurden die schon vorhandenen Darstel-
lungen der Art zusammengesucht, um hier vereinigt zu werden; hunderte
von Künstlern erhielten Aufträge zur Ausführung historischer Scencn, zur
Abbildung historisch bedeutender Personen. Schon im Juni 1837 konnte
das Museum dem Publikum eröffnet werden, dem seit diesem Jahre der
Zutritt unausgesetzt frei steht. Noch war zwar das grosse Werk nicht in
allen Theilen vollendet, aber unablässig ist seitdem fortgearbeitet werden
und mit immer neuen Arbeiten wird dasselbe auch gegenwärtig noch
geschmückt.
Die Fülle der Gegenstände, die hier der Schau ausgestellt sind, ist so
überaus gross, dass man mild und matt, kaum mit dem Bewusstsein eines
Tbtaleiudruckes, von der ersten Wanderung durch diese Räume heimkehrt.
Man berechnet den Umfang derselben im Ganzen auf T12 deutsche Meilen,
Eine Menge Zimmer und Säle ist mit' Gemälden, zum Theil vom kolos-
salsten Umfange, angefüllt, in denen Ereignisse der französischen Ge-
schichte dargestellt sind. Ausgedehnte Portraitgallerien, mit Bildnissen
der Könige. der Admiräle, der Connetabeln, der Marsehälle, der ausge-
zeichnetsten Krieger Frankreichs, landschaftliche und architectonische
Prospecte reihen sich ihnen an. Andre Säle sind, über den eigentlichen
Zweck des Museums hinausgehend, mit zahlreichen Bildnissen berühmte;-
Personen aus allerlei andern Ländern versehen. Weitläuftige Korridore
enthalten lange Reihefolgen von Statuen und Büsten. Eine bedeutende
Sammlung von Medaillen mit den Bildnissen merkwürdiger Personen ver-
schwindet fast, bei der Kleinheit der Gegenstände, dem Blicke des Be-
schauers. Ueberhaupt gleitet das verwirrte Auge, das unstät von dem
einen Gegenstande auf den andern schweift, oft bewusstlos über die
schönste und anziehendste Arbeit hin, Wir müssen gegen das Ende des
einen Korridore absichtlich still stehen, um jene Marmorstatue der Jung-
frau von Orleans, die bescheiden in der Reihe der übrigen Statuen steht
und durch kein theatralisches Pathos die Aufmerksamkeit herausfordert,
in's Auge zu fassen und in ihr das stille und doch mit männlicher Energie
durchgeführt-e Meisterwerk der verstorbenen Prinzessin Marie zu bewun-
dern. Es ist die Statue der Jungfrau von Orleans, die in kleinen Gyps-
abgüssen auch bei uns ganz allgemein verbreitet ist.
Es treibt uns indess, einen Faden zu suchen, der uns durch dies Kunst-
Labyrinth hindurehführen könne, ein bestimmtes, geistig förderndes Re-
sultat aus der Betrachtung dieser Kunstwelt, in die doch jedenfalls eine
Masse geistigen Strebens und Wollens hineingearbeitet ist, mit heirnzu-
bringen. Auch sind wir keine Franzosen und können somit an dem na-
tional-patriotischen Interesse dieser Gegenstände nur in bedingter Weise
Theil nehmen; eben so wenig kann es eine erhebliche Wichtigkeit
für uns haben. in die tausendfältigen Spezialitäten der technisch künstle-
rischen Behandlung, die hier zur Schau stehen, überall näher einzugehen.
Einen sichern Faden für die Betrachtung nach unserem Bedürfnisse, einen
festen Ausgangspunkt zur Gewinnung eines Urtheils, das auf die allge-
meinen Bedingungen des Kunstlebens zurückführt, erhalten wir durch die
Frage: Wie gestaltet sich in dieser Menge historischer Productionen die
eigenthümliche Gattung der geschichtlichen Malerei, und welche- Ent_
wickelung, welche Ausbildung hat dieselbe bei so wichtig fördernder Ver-