Berichte,
Kritiken, Erörterungen.
Wart und deren Thätigkeit führen, und lebendiges Interesse für die Kunst-
bestrebungen der Gegenwart erwecken.
Einen Mann, der auf solche Weise für eine allgemeinere Erkenntniss
der Kunst wirkt und dazu wie wenige berufen ist, lehrt uns die in der
Ueberschrift genannte kleine Schrift in dem Professor Schildener zu
Greifswalde kennen, der als scharfsinniger Geschichtsforscher (vornehmlich
in Bezug auf germanische und nordische Rechtsalterthümer) rühmlichst
bekannt ist 1). Die Schrift enthält im Wesentlichen das Verzeichniss einer
Kunstsammlung, welche des Verfassers Eigenthum ist und die er einem
Kreise von Kunstfreunden in einer gewissen Folge vorzuzeigen aufgefordert
ward. Diese Folge gestaltete sich am Passendsten geschichtlich, und so
knüpften sich an das Verweisen der Kunstwerke kunstgeschichtliche Be-
trachtungen, zu welchen wiederum das Verzeichniss den Faden giebt. In
Bezug auf die Art und Weise wie eine olche Privatsammlung zu diesem
höheren Standpunkte sich heranbildet, sagt der Verfasser im "Vorwort"
Folgendes:
„Wer sich der Kunst mit einigem Ernste zuwendet und in diesem Sinne
Kunstsachen zu sammeln beginnt, sucht nicht bloss Genuss, sondern auch Unter-
richt. Dieser nun kann ihm nur zu Theil werden nach dem Maase seiner fort-
schreitenden Entwickelung und die Sammlung, welche auf diesem Wege zu-
sammengebracht wird, enthält mithin eine Geschichte der persönlichen Ausbildung
des Sammlers. Wie denn aber der einzelne Mensch in dem engen Kreise seiner
Persönlichkeit eine ähnliche Bahn zu durchwandeln hat als die Menschheit in
einem weitern, so wird solche Privatsammlung, je nach der Individualität des
Sammlers, auch mehr oder weniger Stoff für die allgemeine Geschichte der Kunst
darbieten. Gelangt dann der Sammler im Laufe des Lebens auf einen Punkt
freierer Uebcrsicht, von wo aus er einen Blick werfen kann auf den Abstand
seiner individuellen Lebensrichtung von der Aufgabe der Menschheit überhaupt,
und so auch auf die Lücken seiner kleinen Kunstsammlung in Vergleichung mit
den zahllosen Denkmälern der allgemeinen Kunstgeschichte; vermag er dann sich
zu fassen und sein kleines Besitzthum so einzurichten und anzuordnen, dass es
zugleich Veranlassung und Mittel zur Auffassung der Hauptgegenstiinde und Epo-
chen der allgemeinen Kunstgeschichte darbiete Uebertlüssiges auszuscheiden,
Bedeutendes hinzuzufügen, Lückenhaftes zu ergänzen so dürften sich von dem
individuell-lebendigen Grunde einer solchen Privatsammlung aus, recht klare und
befriedigende Blicke in die allgemeine Kunstgeschichte thun lassen."
Das Verzeichniss selbst lehrt einen treftlichen, sehr wohl geordneten
Vorrath von Kunstwerken aller Perioden kennen, von denen die dem Ver-
fasser zugehörigen zwar bei weitem den Hauptbestandtheil ausmachen,
worin er aber die allgemein zugänglichen, auf der Königlichen Universitäts-
Bibliothek, so wie in und an öffentlichen Gebäuden befindlichen, als an-
genehme Ergänzungen mit auffuhrt: Kupferstiche und Lithographieen der
grösserenZahl nach, doch auch eine, nicht ganz unbeträchtliche Sammlung
von Gemälden, lithographisch kunstgeschichtlichc Werke, so wie Hinden-
tungen auf die mittelalterlichen Gebäude von Greifswald und der Umge-
grend, von denen die Greifswalder und die von Stralsund mit zu den
merkwürdigsten in unserer Gegend gehören; u. s. w.
1) Auch im Bereich der Kunstgeschichte begegneten wir bereits dem Namen
des Herrn Schildener und zwar mit folgendem Werk: „Des Schwedischen
{lauern und Malers, Pebr Hörbergs, Lebensbeschreibung. Von ihm selbst verfasst;
übersetzt und mit einigen Anmerkungen begleitet von Schildoner. Greifswald,
1819. 8. mit Kupfern."