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Ku nstreise
Jahr
1845.
Die
Akademie
VOII
London.
Die königliche Kunst-Akademie zu London ist lediglich nur eine
Privat-Gesellschaft und bildet als solche wiederum eine sehr eigenthüm-
liche Erscheinung. Sie steht zwar unter dem Schutze des Monarchen,
der auch die Diplome ihrer Mitglieder unterzeichnet und ihre sonstigen
Beschlüsse sanctionirt; aber der Monarch handelt hier nur als höchster
Quell der Ehre, nicht als Haupt der Staatsregierung. Die Akademie em-
pfängt von der letzteren keine Geld-Unterstützung, ist von ihr auf keine
Weise abhängig , hat keine Pflichten gegen dieselbe, hat aber auch keine
ofiieielle Geltung vor der Regierung, und nur der Schutz des Monarchen
sichert ihr die äussere achtungsvolle Stellung, deren sie sich erfreut.
Die Akademie besteht aus 40 ordentlichen, allein stimmberechtigten
Mitgliedern, 20 Associaten und 6 Ueberzähligen (Kupferstechern, die nicht
Mitglieder werden können). Die Leitung ihrer Angelegenheiten ist einem
akademischen Rath (Oouncil) übergeben; der letztere besteht aus 8 Mit-
gliedern, von denen die Hälfte jährlich ausscheidet und durch neue Wahl
crsctzt wird, und aus einem Präsidenten, der sein Amt stets auf Jahres-
frist verwaltet. Die wichtigste Thätigkeit der Akademie besteht in der
Einrichtung ödentlicher Kunstausstellungen, deren Ertrag ihre einzige Ein-
nahme bildet. Die letztere ist aber so bedeutend und so wohl verwaltet,
dass sich ihr Vermögen gegenwärtig auf 70,000 Pfund Sterling belaufen
soll. Die Zinsen derselben werden theils zu Pensionen für die Mitglieder
der Akademie und deren Wittwen, theils für die Zwecke des von der Aka-
demie geleiteten öffentlichen Kunst-Unterrichts verwandt. Dieser Unter-
richt hat iudess nur einen sehr mässigen Umfang. Er besteht in sogenann-
ten "Schulen" zum Zeichnen nach der Antike und dem lebenden Modell,
in der Eröffnung der Gelegenheit zur Ucbung im Malen nach den vorhan-
denen Mustern, und in der Einrichtung von Lehrvorträgen über Malerei,
Sculptur, Architektur, Perspective, Anatomie. In jedem dieser Lehr-
fächer werden aber jährlich nur sechs Lectioncn gehalten. Ausserdem
linden jährlich Concurrenzen der Schüler in den obigen Uebungsiächern
statt, wobei silberne Medaillen vertheilt werden, sowie alle zwei Jahre
Concurrenzen für Compositionen in der Malerei, Bildhauerei und Archi-
tektur, wobei der Sieger in je einem dieser Fächer eine goldene Me-
daille erhält.
Ueber
die Einrichtungen zur Conservation der
mäler in Frankreich und Belgien.
Kunst-Denk-
Französische
Verhältnisse
im
Allgemeinen.
Das Interesse für die einheimischen Kunstdenkmäler der Vorzeit,
wvenigstens für die der Zahl nach so höchst überwiegenden Denkmäler des
Mittelalters, ist in Frankreich noch jung; nur est seit einer kurzen Reihe
von Jahren hat sich (lasselbe zu bcthätigen vrrrmoeht. Aber es haben