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in Belgien.
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Punkte desselben . die allerdings noch unter Nachwirkung des alt-
akademischen Formelwesens entstanden waren , neben dem frischen Zuge
der Gegenwart gar nicht haben zur Ausführung kommen können. Ein im
Jahre 1842 in der Akademie selbst verfasstes Reglement für ihre innerg
Ordnung betrifft nur das Positive und Ausführbare. Man fühlt es übrigens
den in beiden Dokumenten enthaltenen Bestimmungen deutlich an, dass
das Institut noch so ganz neu ist und wenigstens bei der Abfassung der
Reglements noch der genügenderen praktischen Erfahrungen ermangelte:
es ist in Vorschriften und [lnterrichts-Pläxiexi zu viel spezialisirt und da-
durch das, worauf es der Hauptsache nach ankam, gelegentlich nicht ent-
schieden genug hervorgehoben. Doch hat sich in den wenigen Jahren
seit der neuen Organisation die Praxis in der 'l"hat schon gefunden; wie
man mir mittheilte, verfährt man in der Ausführung naiver und freier, als
es nach den Reglements zu erwarten sein möchte. Das ganze Institut ist
jung; unter der Leitung seines gegenwärtigen Direktors, des Barori Wap-
pers, schreitet dasselbe mit jugendlicher Kraft, seine Zukunft in sich füh-
lend, vorwärts. Aber noch ein andres moralisch kräftigendes Element,
als das der blossen Jugend, wohnt (liest-r Kunstschule bei: das der ächte-
sten und innerlichsten flämischen Volksthümlichkeit. Sie ist eine Haupt-
stütze der, in neuerer Zeit so mächtig und bedeutungsvoll hervorgetretenen
Bestrebungen, das tlämisch-deutsche Element in Belgien wieder zu Ehre
und Ansehen zu bringen und (ladureh, wenn möglich, der aus Frankreich
eingedrungenen Cultur, Sitte und Sprache die Oberherrsehaft zu entreissen.
Hendrik Conscience, der ausgezcichnetste Schriftsteller tläntiseher Zunge,
ist Inspector (Grefjier) der Akademie. Wappers erzählte mir, wie er
selbst noch vor wenig Jahren von Haus zu Haus gegangen sei, mit Noth
und Müheeine _Subscripti0n zur Herausgabe einer ersten Schrift von Con-
solßllßß, die kein Buchhändler zu verlegen gewagt, zusammenzubringen,
wie der Erfolg aber in kürzester Frist alle Erwartungen überstiegen habe.
111 der 'l'hat erscheinen fort und fort neue Auflagen von Conscieuce's volks-
thümlichen Schriften, die sich in mannigfachen hochdeutsehen Ueber-
Setzungen auch bei uns mehr und mehr einzubürgern beginnen. Zumeist
sind diese Schriften mit Illustrationen von Künstlern der Antwerpener
Schule versehen. Ueberhaupt scheint sich die letztere auch in ihrer Eigen-
schaft als Schule in direkte Opposition gegen das französische Wesen zu
stellen, indem sie von dem Grundsatze einer frei naturgemässen Ausbil-
dung, und zwar, wenn auch ohne besondere Nachahmung, so doch in
der Richtung des grossen Meisters von Antwerpen, Rubens, ausgeht.
Es kann indess diese Opposition doch wohl nur gegen französische Aka-
demie-Einritzhtungen und was damit zusammenhängt, gerichtet sein, da
die grossen Leistungen der heutigen französischen Kunst, z. B. die von
Horaee Vernet, im Wesentlichen ganz derselben Richtung angehören.
Lebhaftes Entgegenkommen finden die Bestrebungen der Akademie beson-
dcrs von Seiten der Stadt Antwerpen, aus deren Fonds sie, wie schon
bemerkt, zur Hälfte erhalten wird.
Die Angelegenheiten der AntwerpenerAkademie ressortiren gleichmässig
von der städtischen Verwaltung und von der Staatsregierung, und zwar
So, dass die zunächst aus der Akademie selbst hervorgehenden Vorschläge
erst an die städtische Behörde und sodann an das Ministerium und, wenn
es erforderlich, an den König gehen. An der Spitze der Akademie steht
ein Verwaltungsrath, aus neun Mitgliedern bestehend. Permanente Mitglieder