Kunst-Anstalten
Belgien.
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auf der Ausstellung befand, beruht wohl
neuerlichst besonders die Ausführung VOII
betroiTen haben.
darin, dass diese
Wandgernälden in
Aufträge
Kirchen
Kunst-Anstalten
in
Belgien.
Die Art und Weise, wie die Kunst in Belgien gepflegt wird, hat viel
Abweichendes von den französischen, zugleich aber auch von denjenigen
Einrichtungen, die wir in Deutschland gewohnt sind. Zunächst und vor-
zugsweise beruht dies in der eigenthümlichen Gestaltung der allgemeinen
Verhältnisse des öffentlichen Lebens, d. h. in der so grossen Selbständig-
keit der städtischen Communen, in der Bedeutung, dem Vermögen und
dem historisch individuellen Charakter der grösseren Städte, wodurch
einer Centralisation, wie sie besonders in Frankreich stattfindet, entschieden
entgegengearbeitet wird. Man setzt, wie es scheint, einen Stolz darin, diese
Selbständigkeit auch in den künstlerischen Angelegenheiten zu bewahren
und die letzteren möglichst unabhängig von dem centralisirenden Eintlusse
der Regierung zu behandeln, während überhaupt die Erinnerung an die
alten Glanzepochen der Kunst in Flandern und Brabant die Achtung vor
der Kunst und die Liebe zu ihren Werken lebendig erhalten hat. Man
erkennt zugleich in den Künsten keine akademische Oberherrschaft an,
wie sie in Frankreich stattfindet; vielmehr steht man den naiven Verhält-
nissen früherer Zeit noch nah, wo Kunst und Handwerk dieselbe Schule
durchzumaehen hatten und ersteres nur die höhere Bliithe war die sich
aus letzterem entwickelte. ,
Die
Kunst-
Akademieen
un d
ihr
Verhältniss
ZUI
Staatsregierung.
ln allen, auch den kleinsten Städten Belgiens linden sich sogenannte
"Kunst-Akademieen" oder Zeichnenschulen, welche zur allgemeinen Kunst-
bildung, sowohl für diejenigen, die eben nur eine solche erstreben, als
für Handwerker (für die sonst keine artistischen Bildungsanstalten existiren),
als auch zur Vorbildung und gelegentlichen Ausbildung der Künstler be-
stimmt sind. Der Unterricht an diesen Anstalten ist überall unentgeld-
lieh. Die DMStellung der menschlichen Gestalt und die Behandlung des
Ornaments bilden zunächst den Hauptgegenstand des in diesen Anstalten
ertheilten Unterrichts. Die Ausdehnung, welche dem letzteren gegeben
wird , ist aber schr verschieden. Während einige Akademieen, wie es
scheint, nur das Zeichnen nach Vorlegeblättern und vielleicht nur bei-
läufig nach Gypsmodellen lehren, wird bei andern gründlich nach der
Antike, selbst nach dem Leben gezeichnet, reihen sich hieran die Hülfs-
Wissenschaften der Anatomie und Perspektive, werden die verschiede-
nen Gattungen der Kunst sorgfältiger geschieden, wird, wie im Modelliren,
so auch im Oelmalen Unterricht ertheilt, die selbständige künstlerische
Cornposition gepflegt und das Verschiedenarlige, was zur Bildung des
Kugler, Kleine Schriften. lll. Q9