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Kunstreise im
Jahr
1845.
worauf es eigentlich ankommt, geltend machen, mag Vieles unter den
monumentalen Unternehmungen wiederum zu sehr vom ausschliesslich
französischen Geiste erfüllt sein, um den Deutschen tiefer ansprechen zu
können: immer fühlt man es bei diesen Einrichtungen durch, dass sie auf
einer Basis von volksthümlicher Breite beruhen, dass ihre Existenz keine
zufällige ist und sie vielmehr mit innerer Nothwendigkeit dem Leben der
Nation sich anschliessen. Daher steht denn auch der französische Künstler
nicht verloren unter den übrigen Erscheinungen des Tages da; daher em-
pfängt er seinen positiven Beruf für das Leben und die Pflicht, je nach
der Richtung, welche er verfolgt, für die nationalen Interessen mit thlitig
zu sein; daher gewinnt er jene Energie des Charakters, die ihn, den Män-
geln einer zweidentigen Schule zum Trotz, fähig macht, sich zur vollen-
deten, wahrhaft grossen Meisterschaft emporzuschwingen.
Wirksamkeit
des
Ministeriums des
Kunstzwecke.
Innern
für
öffentliche
Das Ministerium des Innern ist mit der Sorge für die Ausführung von
Kunstwerken für ölfentliche Zwecke durch anerkannte Meister, für die
Aufmunterung jüngerer Talente durch Uebertragung ebenfalls öüentlicher
Arbeiten (sogenannte „Encouragemens"), für die Unterstützung alter ver-
dienter Künstler und der Hinterbliebenen von solchen (Sßgellallllie
demnitäs", welches Wort den Kammern anständiger geschienen, als der
Ausdruck „Pensz'ons") u. s. w. beauftragt. Zu diesem Behuf steht demsel-
ben ein bedeutender jährlicher Fonds, gegenwärtig, wie man mir sagte,
von 700,000 Francs, zu Gebote. Das Verschiedenartigste an plastischen
Denkmälern, an Gemälden u. dergL, namentlich in Kirchen, ist hiedurch
beschafft worden; Subscriptionen auf Kupferstiche, Veranlassungen zur
Prägung von Medaillen auf bedeutende Ereignisse und Persönlichkei-
ten gründen sich auf diesen Fonds. Doppelte Bedeutung gewinnen die
hiedurch veranlassten Arbeiten, wenn die Aufträge nicht isolirt dastehen,
sondern (was man gern erstrebt) sich an andre grössere Unternehmungen,
dieselben ergänzend, anschliessen; wenn z. B. grosse öffentliche Bauten
auf Veranlassung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten ausgeführt
werden und das Ministerium des Innern die künstlerische Ausstattung
derselben übernimmt; wenn das letztere den aus Oomrnunal- oder Fabrik-
Fonds bestrittenen kirchlichen Bauten in ähnlicher YVeise fördernd entge-
gen kommt; wenn es die Kosten der Gedäehtnissstatuen grosser Männer,
dergleichen gegenwärtig in so vielen Städten Frankreichs errichtet werden,
tragen hilft u. s. w. Freilich soll, wie man mir sagte, das Ministerium
in derjenigen Verwendung dieser Gelder, die es nach reiüicher Ueberlegutig
für die beste halten müsse, nur allzuhäuüg gehemmt sein, indem der Ein-
fluss der Deputirten und die dringende Nothwendigkeit, dem letzteren von
Seiten des Ministers nachzugehen, oft zur Ausführung von Werken Anlass
gebe, deren Zweckmässigkeit man nicht einsehe, und Künstler zu unter-
stützen, die man dessen nicht geradezu für würdig erachte. Gleichwohl
kann das, was von jener Summe vielleicht auf nicht ganz geeignete Weise
zersplittert werden mag, so gar bedeutend nicht sein, da sie dennoch, wie
man mir berichtete, wesentlich dazu beiträgt, den ausübenden Meistern,
welche sich eines höheren Rufes erfreuen, eine sichre Existenz zu geben.