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Jahr
Kunstreise im
1845.
Acadämie
France
R0 m.
Die Academie de France zu Rom, (die in administrativer Beziehung
wiederum unter dem Ministerium des Innern steht.) besitzt bekanntlich in
der auf Monte Pincio belegenen Villa Medici ein sehr anmuthvolles Lokal.
"Hier erhalten die Pensionaire ihre Wohnung, Ateliers und Beköstigung;
in dem Modellsaaleder Anstalt, wo täglich zwei Stunden lang nach dem
lebenden Modell gezeichnet wird, in der ausgezeichneten Sammlung von
Gypsabgüssen und der Bibliothek, die die Anstalt besitzt, ist ihnen Ge-
legenheit zu mannigfachem Studium gegeben. Im Uebrigen hat die Anstalt
eine ziemlich strenge, Seminar-artige Verfassung. An ihrer Spitze steht ein
Direktor, stets einer der ersten Künstler Frankreichs, der sein Amt auf
die Zeit von sechs Jahren verwaltet, wodurch die Regierung Gelegenheit
gewinnt, nach und nach den vorzuglichsteu Meistern einen bequemen
mehrjährigen Aufenthalt in Italien zu gewähren. Die Pensionaire haben,
nach genauer Vorschrift und in geregelter Folge, Studien-Arbeiten anzu-
fertigen, welche jährlich im Lokal der Academie de France ausgestellt,
dann nach Paris geschickt, dem Urtheil der Aaadävnie des beauw-arts
unterworfen und dort ebenfalls öffentlich ausgestellt werden. Zum Theil
bleiben diese Studien-Arbeiten, namentlich diejenigen, welche in den
Copien nach älteren Meisterwerken bestehen, Eigenthum der Regierung;
die letztere erhält hiedurch Gelegenheit, die Kunstsammlungen des Landes
mit interessanten Musterbildern zu bereichern. Die letzte Arbeit des Pen-
sionairs, zumeist aus einer selbständigen grösseren Composition bestehend
(bei den Kupferstechern aus einem durchgeführten Stiche), bleibt Eigen-
thnm des Künstlers; zugleich aber ist die Geneigtheit der Regierung (des
Ministeriums des Innern) ausgesprochen, dies Werk je nach dem Gutachten
der Akademie anzukaufen oder dem Kupferstecher durch Subseription auf
seine Platte einen Ersatz zu gewähren. Dem Architekten, der als ausge-
zeichneter Pensionair heimkehrt, soll statt dessen eine Anstellung als
Auditeur bei dem Conseil des beitivnens publics zu Theil werden. Durch-
weg gewährt dem Heixngekehrten der Titel des "Ancien pensionnaire de
PAcadämie de France ä Rome" und die Anerkennung, welche hiemit ver-
knüpft ist, die Bürgschaft eines für die Zukunft gesicherten künstlerischen
Berufs.
Die Sorgfalt, welche die französische Regierung dieser Angelegenheit
der grossen Concurrenzen und des römischen Pensionats widmet, nament-
lich die bedeutende Zahl der Concurrenzen, die es möglich macht, nach
und nach fast särnmtlichen ausgezeichneten Talenten den Genuss sorgen-
freier Sttidieu-Jahre in Italien zu gewähren, ist unbedenklich höchst be-
achtenswerth; doch sind auch hiebei wieder erhebliche Bedenken nicht zu
unterdrücken, und deutsche Künstler in Paris, welche "mit den franzö-
sischen Kunst-Verhältnissen überhaupt und mit denen der französischen
Akademie in Rom insbesondre näher bekannt waren, haben mir dieselben
entschieden bestätigt. Während die Regierung sich ungemein wenig darum
kümmert, ,ob und welche Vorbildung die jungen Künstler erhalten, wäh-
rend die Ecole des beatnv-arts nur sehr mässige Hülfsmittel dazu darbietet
und die künstlerische Jugend im Uebrigen, gerade in der Zeit, wo eine
feste Grundlage gelegt werden müsste, ganz sich selbst und allen ltlinfällen
des jugendlichen Ungestüms überlässt, tritt nunmehr. wo eine frcic Mei-