Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Kunstreise 
Jahr 
im 
1845. 
Fülle reicher Sammlungen zum Studium, das Vorbild regster Thätigkeit 
von Seiten lebender Meister, den Stachel zum emsigsten Wetteifer in den 
zahllosen Concurrenzen der Ecole des beaum-arts, endlich in den grossen 
akademischen Concurrenzen die Aussicht auf glorreiche Bethätigung des 
eignen Talents, auf sorgenfreie Studienjahre in Italien und, als weitere 
Folge und wichtigsten Gewinn des Sieges, auf eine gesicherte, wohlbe- 
gründete Zukunft. 
Acadämie 
des 
beaux-arts 
zu Paris. 
Die Acadämie royale des beaux-arts bildet bekanntlich die vierte 
Klasse des Institut royal de Frcmce und steht mit diesem unter dem Mini- 
sterium des öffentlichen Unterrichts. Sie vertritt,  wie das Institut 
überhaupt die im Staat lebendige Intelligenz repräsentirt,  die künst- 
lerische Intelligenz. Nach den vorzüglichsten Kunstfächern zerfällt sie in 
die fünf Sectionen der Malerei, Bildhauerkunst, Baukunst, Kupferstecher- 
kunst und Musik. An ordentlichen, in Paris ansässigen Mitgliedern zählt 
die Akademie 40 (14 Maler, 8 Bildhauer, 8 Architekten. 4 Kupferstccher, 
6 Musiker); diesen sind 10 sogenannte Academiciens libres (Ehren-Mit- 
glieder), 10 Assosiäs ätrangers und 40 Correspoudenten zugesellt. so dass 
die Anzahl der die Akademie ausmachenden und mit ihr verbundenen 
Personen, wenn sie vollständig ist, sich auf 100 beläuft, wozu noch die 
Person des Sekretäre kommt, der, auch wenn er nicht aus den ordent- 
lichen Mitglieder gewählt worden, doch alle Rechte eines solchen hat. 
Die ordentlichen Mitglieder der Akademie haben ein Gehalt von 1500 
-.Francs, dessen vollständige Auszahlung übrigens von dem regelmässigen 
Besuch der wöchentlich stattlindenden Sitzungen abhängt. Bei eintretender 
Vacanz ergänzen sich die Mitglieder durch selbständige Wahl, wobei min- 
destens zwei Drittheile anwesend sein müssen und einfache Stimmenmehrheit 
entscheidet. Die Verhandlungen der Akademie leitet ein Präsident, der, 
wie bei der Ecole de beaux-arts, sein Amt auf die Dauer eines Jahres 
inne hat und stets durch den Vice-Präsidenten ersetzt wird; den letzteren 
ernennt die Akademie durch freie WVahl. Der Staatsregierung gegenüber 
bildet die Akademie die oberste begutachtende Kunstbehörde in allen da- 
hin einschlagenden Fragen. Ausserdem sollen die Mitglieder nützliche 
Vorträge über wichtige Kunstfragen halten. und vornehmlich sind sie von 
Staats wegen beauftragt, ein "Dictionnaire gänäral des beaux-arts" auszu- 
arbeiten; man sagte mir, dass sie damit schon länger als zwanzig Jahre 
beschäftigt seien, doch ist von dieser Arbeit bisher noch Nichts ans Licht 
getreten. Praktisch tritt ihre Wirksamkeit ins Leben durch die Veran- 
staltung der grosscn Concurrenzen und durch die stete Verbindung, 
in welcher sie mit den Pensionairen, welche die Preise errungen, bleiben. 
Jährlich finden fünf grosse akademische Concurrenzen statt, nehrnlich 
alle Jahre wiederkehrend eine Concurrenz für Maler, Bildhauer, Archi- 
tekten und Musiker, alle zwei Jahre eine für Kupferstecher und alle vier 
Jahre eine gemeinschaftlich für Medailleure und Steinschneider und eine 
für das Fach der historischen Landschaft. Als Local für die Concurrenzen 
dient die Ecole des beaux-arts, deren Administration auch zu den sämmt- 
lichcn äusseren Geschäften, welche dabei vorkommen, hinzugezogen wird. 
Der Gang der Concurrenzen ist aufs Vollständigste und Genauste geregelt
	        
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