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Jahr
Kunstreise im
1845.
zu ziehen. Was die Kunst und den Kunstsinn bei uns gefördert oder ge-
hemmt hat, was für sie weiter zu thun sein möchte, wird uns im Vergleich
mit den Zuständen und Einrichtungen des Auslandes besser klar. Es wird
somit nicht überflüssig sein, wenn wir uns auch mit den letzteren vertraut
machen, abgesehen davon, dass diese Kenntniss der änsseren Verhältnisse,
wie dieselben sich im Auslande gestaltet haben, zur richtigen Würdigung
der von dort ausgegangenen Leistungen ebenfalls wesentlich beiträgt.
Frankreich und Belgien gehören zu den Ländern, in denen gegenwär-
tig ein vorzüglich reges Kunstleben herrscht. Auf höheren Befehl war ich
im vorigen Jahre veranlasst, von den Anstalten und Einrichtungen, welche
dort für die in Rede stehenden Zwecke vorhanden sind. nähere Kenntniss
zu nehmen. Ich lege die Beobachtungen, die ich in beiden Ländern, so
gut dies bei einem freilich nur kurzen Aufenthalte möglich war, gesammelt
habe, den Freunden und Gönnern der Kunst in den folgenden Blättern
vor, indem ich zugleich nach anderweitigen Mittheilungen einige Notizen
über einige Kunstanstalten in Italien und England beifüge. Wenn der
Gegenstand hiemit auch nicht erschöpft sein wird, so dürfte er doch auf
ein mehrscitiges Interesse Anspruch haben.
Kunst-Anstalten
Frankreich.
Uebersicht
Ressorts.
der
Die Verwaltung der Kunstangelegenheiten in Frankreich ist von ver-
schiedenen höchsten Instanzen, vorzugsweise jedoch von dem Ministerium
des Innern abhängig. Von letzterem ressortiren namentlich die aus Staats-
fonds unterhaltenen Kunstschulen. Bei monumentalen Ausführungen ist
gelegentlich das Ministerium der öHentlichen Arbeiten betheiligt. Zu dem
Ministerium des öffentlichen Unterrichts steht die Kunst als Gegenstand
allgemein humanistischen Bildung in einem näheren Bezuge. Ausser der
Einwirkung dieser oberen Staatsbehörden geschieht aber gleichzeitig viel
zur Förderung künstlerischer Interessen durch die Communalbehörden (Wg-
nigstens durch die Behörden einzelner grosser Städte, vornehmlich durch
die von Paris), wobei ein Ilauptaugenmerk auf die künstlerische Bildung
der Handwerker gerichtet zu sein scheint; während die höchsten und be-
deutendsten Unternehmungen und deren Beförderung zum Theil der un-
mittelbaren königlichen Einwirkung ihr Dasein verdanken. Mehrere wich-
tige Kunstinstitute ressortiren von der königlichen Civilliste.
Das
französische
Kunsthandwerk und
desselben.
die
öffentliche
Förderung
In vielfacher Beziehung sind die Leistungen der französischen Kunst
nicht eben der Art, dass sie die geistigen Bedürfnisse des Deutschen be-