Neue
Ornamente
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Heinrich Asmus.
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ergötzlichsten Einzelheiten zu entwickeln weiss. In dem ersten Blatt
überwiegen stylistische Anordnung und das hierin beruhende komische
Pathos des Ganzen; das zweite Blatt nach dem bekannten grossen Bilde
Hasenclevers gearbeitet, zieht besonders durch die feinste Abstufung
der Charaktere an; so auch das dritte, wo sich neben der gemeinsamen
Thätigkeit des Buchstabircns der bunte Wechsel aller Eigenthümlichkeiten
und Unarten einer Derfschule entfaltet. Die Arbeit in diesen Blättern
hat, den eben genannten Eigenschaften gemäss, einen mehr plastiißhßn als
malerischen Charakter; es ist mehr nur die Zeichnung und Modellirung
gegeben, während die etwanige Andeutung von Farbenwirkirng und na-
mentlich das Heildunkel minder berücksichtigt sind. Der Stich ist dem
entsprechend: scharf bezeichnend und die Formen umschreibend, in feinen
Strichlagen durchgeführt und hierin der Richtung der alten Meister. etwa
aus Düreüs Zeit, vergleichbar. In Erfindung, Durchführung und Behand-
lung erscheinen übrigens diese Blätter als charakteristische Belege für die-
jenige unter den Richtungen der heutigen deutschen Kunst, die mit Raf-
Üuement das psychologische Moment dem Beschauer in seine feinsten
Einzelheiten auseinander zu legen strebt. Die Meisterschaft, mit. der dies
hier geschieht, sichert ihnen auch für die Dauer eine vorzügliche Geltung.
Neue Ornamente von Heinrich Asmus. llllzsterblätterfürArchitekten,
Fabrikanten, Bauhandwerker und Künstler. Vorlegeblätter für Kunst-.
Bau- und Gewerbeschulen. Erstes Heft. Berlin. Verlag von C. Heima-
rus, Gropiusfsche Buch- und Kunsthandlung. (Auf dem Umschlage be-
zeichnet als: Ornamentenbuch zum praktischen Gebrauche für Archi-
tekten, Dekorations- und Stubenmaler, Tapetenfabrikanten u. s. w. Fünfte
Lieferung.)
(Kunstblatt 1845 ,
Herr Asmu s, Wappenmaler im königl. preussischen Hausministerium,
einer der ausgezeichnetsten Künstler Berlins im Fache der Ornamentik,
beginnt mit dem vorliegenden Heft ein neues Unternehmen , welches der
Aufmerksamkeit des betheiligten Publikums bestens empfohlen sein möge.
Das Heft besteht aus sechs, in mehrfarbigem Steindruck ausgeführten Blättern
i" Qllßrfßliü- Ueber die allgemeine Tendenz des Unternehmens sprißht
sich Herr Asmus im Eingange des erläuternden Textes bezeichnend faus.
nMein leitender Grundsatz so sagt er bei diesen Verzierungsent-
wilrfen war: wenn ein bestimmter Zweck der Aufgabe unterlag, deutliches
Hervorheben desselben in der mehr oder weniger schon zum Schmucke
durchgebildeten Form des Ganzen, nach Stell und Mittel. Für freieres
Heranziehen menschlicher, thierischer oder Pflanzen-Formen, die ganz und
einzeln oder theilweisc und vermischt zu verarbeiten sind, oder nur eines
Liniengcschlixiges oder eines Farbenwechsels und Spieles blieb dann noch
immer ein weites Feld." Diese freie Durchbildung auf gesetzlich gege-
bener und berücksichtigtcr Unterlage spricht sich in den vorliegenden