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Berichte,
Erörterungen.
Kritiken,
das Blatt, wie schon bemerkt, als eins der wichtigsten seiner Gattung gel-
ten. Die Arbeit des Lithographen ist auf völlig angemessene Weise im
Charakter seiner Aufgabe gehalten.
Sakontala. Nach dem Originalgemälde von Riedel in Rom in
Sammlung des Freiherrn von Lotzbeck in Weyhern gestochen von
Wagner in Nürnberg.
der
Fr.
(Kunstblatt
1844, N0.
105)
Die lieblichste Gestalt der indischen Poesie, in ländlicher Stille, unter
Blumen und Gazellen zur Jungfrau herangereift, steht dem Beschauer
gegenüber, unbekleidet, nur um die Hüften eine Bastmatte geschlungen,
das Haar mit Blumen des Südens geschmückt, hcrvorschauend aus dichtem
tropischem Gebüsch, das sie wie eine Laube umgiebt und durch das ihre
Gazellen sich hindurchdrängen. Der zarte Körper leuchtet in dem Bilde
wundersam aus dem tief dunkelnden Grunde hervor. Riedel ist einer der
ersten Koloristen unsrer Zeit; die Aufgabe, die zarten, schmelzenden Töne
seines Pinsels in die einfachen Mittel des Kupferstichs zu übersetzen, war
ungemein schwierig. Wir können aber mit freudiger Anerkennung sagen,
dass das vorliegende Blatt die Aufgabe im Wesentlichen durchaus erfüllt.
Die klare Linienmanier, in der dasselbe gehalten ist, giebt der Gestalt eine
bestimmte Modellirung, der weiche Schwung der Taillen, der aber vou
aller Koketterie frei ist, etwas duftig Hingehauchtes, was in gewissem Sinne
dem Farbenreiz entspricht. Vortrefllich contrastirt damit und verstärkt
freilich zugleich jenen Eindruck bedeutend die energische Weise, mit der
die Nebendinge, namentlich die gesammte Umgebung der Gewächse, ge-
halten ist. Wir können das Blatt mit Recht den besten Leistungen des
ncuern deutschen Kupferstiches zuzahlen.
Bilder zur Jobsiade. Nach Gemälden und Zeichnungen von J. P.
Hasenclever gestochen von J. Th. Janssen. Lief. 1. Düsseldorf,
Verlags-Eigenthum von J. Buddeus. Quer-Folie.
(Kuustblatt
1s4s,
Die drei Blätter, welche die erste Lieferung dieses neuen Unterneh-
mens bringt, sind: „Jobs von der Universität zurückkehrend," „der Can-
didat Jobs im Examen" und "Jobs als Schulmeister". Die Richtung, die
sich in ihnen beobachtet zeigt, ist auf der einen Seite die einer gemesse-
nen Stylistik, welche dem Komischen das Pathos als Folie unterlegt, auf
der andern die einer feinen individualisirenden Charakteristik, die aus
dem einfachen Grundmotiv der dargestellten Scene eine reiche Fülle der