Uebar
diesjährige
die
Kunstausstelluxxg
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zu rcchnen, deren Urheber in Paris zur französischen Fahne geschworen
haben), und ein nicht unbedeutender Theil deutscher aus verschiedenen
Gegenden des Vaterlandes. Ich übergebe die Mehrzahl dieser Bilder, die
sich nicht in besonders charakteristische Gruppen sonderten, und verweile
nur noch einen Augenblick bei den Gemälden, die aus Düsseldorf ein-
gesandt waren und die, obschon wenig zahlreich, doch die Eigenthümlich-
keiten dieser Schule, den Niederländern gegenüber, ganz wohl vertraten.
Auch in diesen Bildern machten sich verschiedenartige lndividualitäten
und zum Theil von einander abweichende Grundriehttlngen bemerklich;
doch hatte bei ihnen das Gemeinsame, das Schulmässige, die Überhand,
und zum Theil in sehr erfreulicher Weise. An mehreren vortrefflichen
Landschaften namentlich, von Heunert, Adolph Karl, L. Gurlitt,
A. Schulten, trat ein bestimmtes Wollen, ein gemeinsam entschiedenes
Streben, somit der Ausdruck nationellen Bewusstseins, wenn ich es schon
S0 nennen darf, sehr charakteristisch hervor, und ich kann nicht sagen,
dass der elegische Ton, welcher den Landschaften dieser Schule so oft eigen
ist, sich in diesen Bildern, den Edekten der Niederländer gegenüber, etwa
als ein Element von Schwäche kund gegeben hätte. Mehrere Landschaften
von Achenbach entwickelten sich aus solcher Richtung zu einer Ener-
gie, die manches fremdländische Bild mächtig überstrahlte. In den Genre-
hildern der Düsseldorfer machte sich das elegisch-sentimentale Element
diesmal sehr wenig geltend; die Gemälde von Sonderland, C. Hübner
und besonders das von dem Canadier H. Ritter behaupteten im Gegen-
theil durch den Ausdruck gesunder, warmer Natur ehrenvoll ihre Plätze.
Anders war_ es mit ein Paar Bildern romantisch-historischer Art, die,
bel andßfweltirzen grossen Vorzügen doch gerade diesen warmen Lebens-
EDSSS Erste, was dienMiternpündung weckt, vermissen liessen.
brahdt ein 31518 10h zunachst ein bedeutendes Bild von Th. Hilde-
1 31 59 und 86m6 Fßßhtßr," ein Kniestuck mit etwa lebens-
grüßen Flgurßn: der Doge Sitzend, die Tochter vor ihm stehend und zur
Laute singend. Das Bild war in der Composition, im "Gedanken, unge-
mein schön, und hätte eine der ersten Zierden der Ausstellung sein mö-
gen; aber es fehlte diesen Farben die Energie, die Tiefe, die Fülle; es
fehlte diesen Gestalten das Blut des Lebens. Und gerade bei Bildern sol-
cher Art ist doch volle, unwiderstehliche Lebendigkeit das erste Beding-
niss. Hier ist wieder der Punkt, wo das Studium der alten Meister, der
Niederländer und noch mehr der Venetianer, wo schon der blosse unbe-
fangene Vergleich mit ihren Leistungen aufs Fördersamste hätte eingreifen
können. Ein Künstler von so ausgezeichnetem Talente wie Hildcbrandt,
würde gewiss schon durch einen Blick auf Van Dyck, Titian, Giorgione
auf die richtige Bahn zurückgeführt werden. Wesentlich andrer Art war
ein Bild von Mücke, die Hinrichtung der h. Katharina. Das Bild war
in einer etwas alterlhümlich stylmässigen Weise, die bei der Darstellung
eines legendarischen Vorganges gewiss ihre volle Gültigkeit hat, componirt
und mit der Zartheit behandelt, die Mücke eigen ist. Aber auch hier
fehlte etwas, fehlte wieder das volle frische Gefühl der Unmittelbarkeit des
Daseins. Ein Moment, wie der gewählte, wo heftige innere Leidenschaften
und äusserer Wettersturm zur Erscheinung kommen sollen, kann sich nicht
so wohlgeordnet darstellen. Wo ein Zac-kenrad zerschmettert wird, ein
Scherge besinnungslos zu Boden stürzt, ein andrer wild zum Schwerte
greift, um den Erfolg des Wunders an der Heiligen zu rächen, da können