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Kritiken,
Berichte,
Erörterungen
das Gefühl des Beschauers sich der wohlthuenrlsten Sicherheit erfreut. In
den Dingen, die dem Kostüm angehören, findet sich zwar lilanchcrlei, was
ziemlich verschiedene Culturepochen andeutet, charakteristisch für die
Zeit, in welcher die Composition ausgeführt ward, und für die wrbilder,
von welchen jener neue Aufschwung unsrer Kunst ausging; doch auch hier
waltet jener Geist des künstlerischen Maasses vor, und das Verschieden-
artige macht sich wenigstens für den Totaleindruck nicht auf störende
Weise bemerklich.
Nvir haben den nach dem Carton gearbeiteten Kupferstich mit Freu-
den willkommen zu heissen. Der Stecher zeigt sich seiner Aufgabe voll-
kommen gewachsen. Zunächst ist im Allgemeinen die Wahl der Stich-
manier, die sich, obschon fern von aller Affectation, der Weise der älteren,
namentlich italienischen Meister des Kupferstiches. annähert, als eine sehr
glückliche zu benennen. Der schlichte Vortrag, der in dem Originalcarton
vorherrscht, die klare Bestimmtheit desselben, die edle Strenge des Styles
konnten in keiner andern Weise besser und charaktervollcr wiedergegeben
werden. Der Stecher bewegt sich darin mit vollkommener Sicherheit und
Freiheit. Seine mehr oder weniger engen Strichlagen, an den entsprechen-
den Stellen auf angemessene Weise mit Kreuzschraffirungen u. s. w. ver-
sehen, sind vollkommen klar gehalten und folgen mit feinem Gefühle den
Bewegungen der Form, den leichten Beugungen der Flächen des Gewan-
des, der Modellirung des Nackten. Die ruhige Haltung des Ganzen, wie
sie in dem Carton, der Ausführung al fresco angemessen, sich findet,
ist vortrefflich wiedergegeben, und nicht minder auch hier wieder die
feine Durchbildung des Einzelnen, besonders in der mannigfaltigen Phy-
siognomik und dem Ausdruck der Köpfe, mit Sorgfalt beobachtet. Wir
können mit Zuversicht voraussetzen, dass dies schöne Blatt, doppelt inte-
rcssant wegen seiner Beziehung zur Entwickelungsgeschiehte der deutschen
Kunst, bald in den Händen allcr ernsteren Kunstfreunde sein werde; auch
mag es als ein besonders erfreulicher Umstand hervorgehoben werden,
dass ein Meisterwerk so ernsten Inhaltes von Berlin, dessen Kunstbetrieb
und Kunstinteressen im Allgemeinen eine solche Richtung nicht sonderlich
zu begünstigen scheinen, ausgegangen ist.
Ueber
die
diesjährige Kunstausstellung in Köln.
(Kunstblatt
1843,
Eine Reise zu Ende des Sommers führte mich durch Köln und gab
mir Gelegenheit, der diesjährigen dortigen Kunstausstellung einen Besuch
abzustatten. Es kann nicht meine Absicht sein, einen irgend erschöpfen-
den Bericht über diese Ausstellung vorzulegen; auch wenn die Spalten des
Kuustblattes dafür hinlängliehen Raum böten, so ist ein flüchtig Durch-
reisender doch zu solcher Arbeit auf keine WVeise ausgerüstet. Iudess
finden einige allgemeine Bemerkungen über die Ausstellung hier vielleicht
eine gute Statt, und dies um so mehr, als das Hauptinteresse derselben
cinige schöne Erscheinungen allerdings abgerechnet mehr in ihre? G0-