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Kritiken, Erörterungen.
Berichte,
entstanden. Vornämlich sind es die für die Walhalla bestimmten Victo-
rien-Statuen, welche den Künstler, im Auftrage des Königs von Bayern,
beschäftigen. Die erste derselben, eine sitzende, die wir früher beschrie-
ben, ist bereits, in kolossalen Massen, in Marmor ausgehauen und der
weiteren Ausführung von des Meisters eigner Handagewärtig; für eine
zweite wird so eben der Marmorblock zubereitet; das Modell einer dritten
ist kürzlich geformt und in Gyps gegossen. Die beiden letztgenannten
Statuen sind stehend, aber unter sich sehr verschieden. Die eine macht
auf den Beschauer einen einfach ruhigen, grossartigen Eindruck: die Hände
mit den Kranzen fast symmetrisch erhoben, steht sie gerade vor uns da;
die aufwärts gerichteten Schwingen deuten an, dass sie eben erst den
Boden der Erde betritt; sie ist im Begriff vorzuschreiten. Der Mantel,
über der rechten Schulter befestigt, ist über den linken Arm geschlagen
und bedeckt den Oberkörper, klare, grossartige Falten bildend. Die edelste,
jungfräulich reinste Form zeichnet sich in den Linien der Gewandung. Es
ist dies Bild, in seiner vollkommenen Ruhe und Leidenschaftlosigkeit, wie
die unmittelbare Nähe des Heiligen, deren der Geweihte sich erfreut.
Anders ist die andre stehende Statue gebildet. Sie ist in bewegt vorwärts-
schreitender Stellung, der Mantel nieder-gefallen und um die Hüften ge-
schlagen; der dünne, kurzärmlige Chiton bedeckt den Oberleib, in anmu-
thigstem Spiele sich den zartesten Formen anschmiegend. Alles ist in
dieser Statue Grazie, Lieblichkeit, Bewegung, Leben; sie eilt, den aus-
erkornen Liebling zu begrüssen.
Wie diese drei genannten Statuen die Göttin des Sieges bereits auf so
charakteristisch verschiedene Weise, der Verschiedenheit der Sieger gemäss,
aufgefasst darstellen, so sind wir nicht minder auf die Erscheinung der
drei folgenden Statuen gespannt. Es ist diese sechsfach verschiedene Dar-
stellung desselben Gegenstandes eine der interessantesten Aufgaben, welche
einem Künstler neuerer Zeit geworden; aber es dürfte auch von keinem
eine glücklichere Lösung zu erwarten sein, als eben von Rauch, welcher
mit ernster und würdiger Stylisirung des Ganzen seiner Kunstwerke das
liebevollste Eingehen in die einzelne, besondre Formenbildung verbindet.
Iliedurch behalten dieselben, bei aller Erhabenheit, stets jene schöne
Menschlichkeit, wodurch sie vor den Werken der Zeitgenossen ausgezeich-
net sind.
Oeffentliche
Sitzung der Königl. Akademie
Berlin, am 3. August.
der
Künste
zu
(Museum
1833,
Nach althergebraehter schöner Sitte, die den Geburtstag des Königs zu
einem allgemeinen Freudentage für das preussischg Volk macht, war auch
in diesem Jahre die Hauptsitzung der hiesigen Kunstakademie auf den
3. August angeordnet. Die Ertheilung des Preises in Bezug auf die jähr-
lich Statt findenden Concurrenzen junger Künstler bildet stets den Gegen-
stand dieser Sitzungen: in diesem Jahre war eine Coucurrenz für Bild-