Wiedererkennung Josephs.
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Rubens und Rembrandts näher zu entwickeln. Hier ist viel Beherzigungs-
werthcs, von dem nur zu wünschen ist, dass es auf fruchtbaren Boden
fallen öge, Vieles, was ebenso der schaffenden Thätigkeit des Küngtlgy-g
wie delikunsthistorischen Kritik förderlich sein kann. Jedenfalls ist die
kleine Schrift eins der merkwürdigsten Symptome der umfassenden Krisis,
in welcher sich in diesem Augenblicke unser gesammtes künstlerisches
Wollen und Streben befindet. Der Verfasser ist mir unbekannt i); ich
höre, dass die Novelle eine Erstlingsarbeit ist. Wer auf so ausgezeichnete
Weise debütirt, lässt noch Bedeutenderes hoffen. Vielleicht gelingt es dem
Verfasser. in späteren Arbeiten mancher Dunkelheiten im Ausdruck, beson-
ilers bei philosophischen Distinctionen, Herr zu werden.
Die
lius
Wicdcrerkexxnung Josephs. Gezeichnet von
gestochen von A. Hoffmann. Berlin 1843. C.
Kunst-Verlagshaudlung.
v 0 n U 0rne-
Lildcritische
( Kunstblatt
1843,
Unter den Knnstsacheii, welche der Kunstakademie zu Berlin angehö-
ren, ist ein Cartoii von Oornelius, die vorgenannte biblische Sceiie vor-
stellend, als eins der seliätzensiverthesten Besitzthüiner zu nennen. Es ist
eine der beiden Compositionen aus der Geschichte Josephs, welche Curiie-
lius neben andern Arbeiten von Overbeck, Ph. Veit und W. Schadow
E011: aqeägäläaqges verstorbenen pTOIISSÄ-SCIIOII. Generalconsuls _Bartholdy in
H r sgefuhrt hat. Bekanntlich bilden die Malereien in dieser
Ylila CIHCII der merkwürdigsten Punkte in der Entwiekelungsgeschiclite
der neueren deutschen Malerei; hier war den Meistern, die eine neue
künstlerische Generation schaden sollten, zuerst ein angemessener Spiel-
raum zur Darlegung der Kräfte, die sich eben zur schönsten Blüthe er-
schlossen hatten, gegeben. Der Vergleich früherer Conipositionen von Cor-
iielius, wie der zu den Nibelungen und zum Faust, init der in Rede st.e-
lienden gewährt ein eigenthüniliches Interesse. Das gewaltige Genie des
Meisters sehen wir dort allerdings siegreich genug hervorleuchten, oft aber
noch in ungezügeltcr Kraft, die das künstlerische Maass beeinträchtigt;
hier jedoch, bei einer nicht minder genialen Durchdringung der Aufgabe,
waltet dieser Geist des Maasses aufs Erfreulichste vor und giebt dein
Ganzen das Gepräge des edelsten Wohlklanges. Wie die Gesainmtanlage
der Coinposition, die Eintheilung und Zusammenfügung der Gruppen, die
Führung der Hauptlinien, so ist auch alles Einzelne von hoher künstleri-
scher Besonnenheit erfüllt. Es herrscht eine Feinheit der Charakteristik
darin, die sich über alle Einzelheiten der Gesichts- und Körperbildung,
der Geberde und Bewegung erstreckt und die mannigfaltigste Abstu-
fung des Gefühles zuin Ausdrucke bringt. In der Körperbildung, und
vornehmlich auch in der Gewandniig. zeigt sieh ein durchgebildetes Ver-
Ständniss, eine treue Beendnng und Vollendung, in deren Beobachtung
im
l) Es ist der Maler M. Ungar, über dessen spätere literarische Leistungen
weiteren Verlauf dieser Sammlung berichtet werden wird.