Sendschreiben an
Förster
Ernst
Herrn Dr.
München
etc.
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Schlesiens und den Ordner der dortigen Verhältnisse dargestellt; Rauch
dagegen den König des gesammten Staates, den Mann, der der Stolz Seines
ganzen Jahrhunderts war. Jenes ist ein Denkmal für eine einzelne Pro-
vinz und hebt die, diese Provinz betreffenden Bezüge hervor; dieses ist
ein Denkmal von ungleich umfassenderer Bedeutung, es stellt uns die
Totalität des Mannes und das, was wir Alle in ihm verehren, gegenüber.
Beiden Bildhauern gebührt die Anerkennung, ihre Aufgabe erfüllt zu haben;
aber Rauche Aufgabe musste sich natürlich als die ungleich höhere und
schwieriger zu lösende herausstellen.
Sendschreiben an Herrn Dr. Ernst Förster in München
beiden Bilder von Gallait und de Biefve.
über
die
nstblatt
1848.
Fast wider meinen Willen, jedenfalls im Widerspruch mit meiner
Neigung und mit meiner Zuneigung zu Ihnen, lieber Freund, treibt es
mich, die Feder zu ergreifen und gegen Sie in die Schranken zu treten.
Sie haben in No. 26 und 27 des diesjährigen Kunstblattes ein Urtheil über
die Bilder der beiden belgischen Maler Gallait und de Biefve, die Ab-
dankung Karls V- und den Compromiss der niederländischen Edlen, aus-
gesprochen, das der Freude des grösseren deutschen Publikums an diesen
Bildern denn seit unsrer Berliner Ausstellung im vorigen Herbste sind
Sir; Ja noch an manchen andern Orten mit Enthusiasmus aufgenommen
schrofi" und streng widerspricht. Herr v. Qnandt ist lhnen in No. 39 und
40 in ähnlicher Weise, in einzelnen Ausdrücken noch herber, nachgefolgt.
Das Publikum ist aber gewöhnt, dergleichen Artikel mehr als das Glau-
bensbekcnntniss der Zeitschrift, in welcher sie erscheinen, und ihrer Re-
daktion, denn als die individuelle Ansicht der einzelnen Verfasser zu
betrachten. S0 schiebt man auch mir, da ich mit Ihnen an der Redaktion
des Kunstblattes betheiligt bin, dieselbe Ansicht zu. Ich theile die An-
sicht aber keineswegs, und so nöthigt mich mein Verhältniss zum Kunst-
blatt, auch mit der meinigen offen und unumwunden hervorzutreten. Die
Sache scheint mir in der That für das gesammte Zeitinteresse wichtig
genug, um sowohl das Kunstblatt vor dem Vorwurfe der Einseitigkeit,
als auch mich vor diesem und dem vielleicht noch schlimmeren Vorwurfe
der Indolenz sicher zu stellen; für den Takt des Publikums zu kämpfen,
oder gar für die Ehre von Kunstwerken, die sich selbst zur Genüge ver-
treten, würde ich für überflüssig halten. Ohne Sie und die anderweitigen
geneigten Mitleser dieses Sendschreibens durch allzu vieles Detail zu er-
müden, W11] ich versuchen, nur- auf die wichtigsten Ihrer Anschuldigungen,
besonders auf das, was allgemeine Principien berührt, einzugehen. Dabei
wird sich auch Gelegenheit finden, diese oder jene Bemerkung des Herrn
V. Quandt zu berühren. Die unpassliche Weise, in welcher der letztere
Kugler, Kleine Schriften. III- 26