Walhalla in artistische-r und technischer Beziehung, von Lco
v. Klenze. Gross Royalfolio. 5 Bogen Text und 12 Kupfertafeln. Mün-
chen, in der lit. art. Anstalt der J. G. Cottafschen Buchhandlung.
(Kunstblatt
184a,
Herr von Klenze giebt in der siebenten und achten Lieferung seiner
„Sammlung architektonischer Entwürfe" auf 12 Tafeln in gross Folio, nebst
dem zugehörigen erläuternden Text, Bisse und Ansichten der von ihm
erbauten Walhalla, die zugleich "als selbständiges Werk, unter dem vorstehen-
den Titel, erschienen sind. Bei dem grossen, nationalen Interesse, welches
jenes majestätische Bauwerk gewonnen hat, wird diese Herausgabe gewiss
den vielseitigsten Wünschen begegnen. Man kann das Bauwerk hier, in
bequemer Uebersicht, in all seinen Einzelheiten prüfen; man wird auf die
vorgeschriebenen Bcdingnisse und auf die technischen und construktiven
Gründe, auf denen die Behandlungsweise der Anlage beruht, zurückge-
führt; und auch der Auswärtige, der das nunmehr in seiner ganzen Pracht
vollendete Gebäude nicht zu sehen Gelegenheit hatte, kann sich aus diesen
Blättern einen Begriff von seiner Einrichtung machen.
Der unterzeichnete Referent gehört zu denen, welche das Gebäude selbst
nicht gesehen haben. Er nimmt indess keinen Anstand, sich über das-
selbe, nach Maassgabe der vorliegenden Blätter, auszusprechen. Freilich
kann kein Abbild eines grossartigen Bauwerkes, und zumal kein geometri-
scher Riss (so wichtig ein solcher auch in vielfacher Beziehung für das
Verständniss ist) den Eindruck der massenhaften Erhabenheit hervor-
bringen, den eben nur der Anblick des Werkes selbst zu gewähren irn
Stande ist; auch muss dabei von Allem, was dem Gebiete des Malerischen
angehört und was oft in der Architektur eine so grosse Rolle spielt, ab-
gesehen werden. Doch glaubt Referent, dass eben die Abwesenheit alles
dessen, was das Architektonisch -Künstlerischc nicht ganz unmittelbar be-
rührt (wozu auch noch der Glanz und die Pracht des Stoffes zu rechnen ist)
sein Urtheil um so unbefangener, um so weniger bestochen erscheinen
lassen werde.
Ueber den Zweck und die Bedeutung des Gebäudes, welches die vor-
liegenden Blätter behandeln, ist es wohl kaum nöthig, von Neuem Etwas
zu sagen. Ich darf voraussetzen, dass dies Jeglichem unter den Lesern
bekannt sei. So ist auch der geschichtliche Verlauf des Baues, und be-
sonders der schöne Umstand, dass der König von Bayern den Plan dazu
schon früh, schon in den Zeiten der tiefsten Unterdrückung des Vater-
landes gefasst und ihn mit rastloser Mühe nunmehr auf so bedeutungsvolle
Weise verwirklicht hat, neuerlich in allen öffentlichen Blättern besprochen.
Herr von Klenze giebt in seinem Texte ausführliche Mittheilungen über
das Historische des Baues.
Durch den König war bestimmt worden, dass der Bau, wie es auch
geschehen ist, in rein griechischem Style ausgeführt werden sollte. Wir
dürfen gegen die Wahl dieses Styles nichts einwenden. Da unsre Zeit
noch keinen eigenthümlichen architektonischen Styl, der der Ausdruck
unsrer heutigen Gedanken- und Gefühlsweise wäre, hervorgebracht hat,
und jenes Monument für einen blassen Versuch doch wohl eine zu ernste