Neues aus
Berlin.
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Art zwischen den Aeusserimgen eines naiv regen Lebens hervortauehen
zu sehen. Endlich sind noch zwei vortreffliche Landschaften von E, W,
Pose (der arme Sennabua, Volkslied) und J. W. Schirmer (künftiger
Frühling, von Uhland) hervorzuheben; besonders die letztere erscheint in
ungemein zarter und weicher Haltung, doch geht sie auch schon über die
Grenzen der Radirnng hinaus.
Für die zweite Lieferung dieses Werkes werden uns ebenfalls Arbei-
ten vorzüglicher und anerkannter Künstler verheissen. Der Beifall des
Publikums wird diesem schönen Unternehmen nicht fehlen.
Neues
3.115
Berlin.
(Kunstblatt
1843,
Unsre grosse Ausstellung, die sich diesmal beträchtlich in den Winter
hereinzog, ist seit etlichen Wochen vorüber; der Ausstcllungsreferent hat
die wichtigsten Punkte, die bei der überaus grossen Anzahl der ausgestellten
Gegenstände, vornehmlich der Gemälde, zur Sprache kommen mussten, den
Lesern des Kunstblattes dargelegt. Die künstlerischen Interessen gehen all-
mählig in ihren geregelten Gang zurück, und selbst der grosse Meinungskrieg,
der in den hiesigen Zeitungen, in den Salons der Laien und in den Ateliers
der Künstler mit wundersamer Heftigkeit geführt ward, beginnt zu ver-
hallen. Dieser Kampf der Meinungen und Ansichten, der einige Wochen
lang so stark war, dass er fast die Kunde des glorreichen Friedens der
Engländer mit dem himmlischen Reiche übertönte, hat in der That fast
ein ebenso bedeutendes Interesse, als die Gegenstände, denen er galt; ich
bin sehr geneigt, ihn als Zeugniss einer lebhaften Krisis, in der sich gerade
jetzt die deutsche oder wenigstens die norddeutsche Kunst befindet,
zu betrachten. Es galt nämlich einigen Hauptbildern der Ausstellung. Zu
Anfang, nachdem Lessings Huss auf dem Kostnitzer Coneil erschienen
war, schwärmte Alles für dies Bild; plötzlich wandte sich das Blatt, als
die beiden grossen belgischen Bilder, von Gallait und de Biefve, ein-
gerückt waren. Hier allein, so hiess es, sei wahre Malerei, wahre Kunst.
Besonders unsre Maler traten mit dieser Behauptungaufg ja, es wird sogar
mit Gewissheit behauptet, dass einige Zeitungsartikel, die sich sehr scharf
für die Belgier und sehr scharf gegen Lessing äusserten, von einem unsrer
ersten Künstler geschrieben seien. Natürlich kam es, als die Sache in
solcher Weise ödentlich geworden war, zu sehr lebhaften Erwiderungen,
Autikritiken u. s. w. Keine Partei, wie es scheint und wie es in allen
Meinungskämpfen der Fall zu sein pflegt hat nachgegeben; aber die
Zukunft wird die Lösung der Widersprüche bringen. Der Kampf selbst
zeigt es, dass die Einseitigkeit der einen oder der andern Richtung die
es zwar nicht ausschliesst, dass diese eine Richtung in sich höchst vollen-
det sein könne, zum Bewusstsein hervorgedrungen ist. Er ist nur das
Seitenstück zu all den Kämpfen, welche unsre Zeit bewegen. Aber w"