Ueber
FERDINAND
KOBELL
UND
SEINE
RADIRUNGEN.
Vorwort
Einleitendes
zu der neuen
178 Platten.
Radirungen
KobelPs
Ausgabe von F.
Stuttgart 1842.
in
Die Nachrichten über das Leben des Künstlers, dessen WVerke uns
vorliegen und der mit diesen seinen Arbeiten eine entscheidende Bedeu-
tung für die Geschichte der neuern Kunst hat, sind einfach und gewähren
nicht eben ein romantisches Interesse. Doch ist es nothwendig, diese
Nachrichten voranzuschicken, ehe wir uns zur Betrachtung der Werke
wenden, indem überall erst der Künstler unter Berücksichtigung der Zeit-
verhältnisse und der äussern Umstände, unter denen er sich gebildet hat,
gewürdigt werden kann.
Ferdinand Kobell wurde am 7. Juni 1740 zu Mannheim. der damali-
gen Residenz der pfälzischen Kurfürsten, geboren. Sein Vater war kur-
fürstlicher Rath. Der Sohn war von seiner Jugend an dazu bestimmt
werden, der Laufbahn des Vaters zu folgen; er besuchte, nachdem er die
gesetzliche Reife erlangt hatte, die Universität Heidelberg, und ward nach
Ablauf seiner Studien als Hofkammer-Sekretair angestellt. Doch hatte sich
bei ihm schon früh die Neigung zu künstlerischen Beschäftigungen hervor-
gethan; der Aufenthalt in dem glücklichen Heidelberg war es vornehmlich,
was diese Neigung mächtig zur Blüthe trieb. Dort stehen dem Schauen-
den die mannigfaltigsten Bilder einer so grossartigen wie anmuthvollen
Natur gegenüber. Zwischen grünen Bergen zieht sich, in weiteren und
engeren Windungen, bald von sammtenen Matten eingefasst, bald tiefrothe
Sandsteinfelsen in seinen Fluthen widerspiegelnd, der Neckarstrom hin.
Ein Kastanienwald, der aus einer südlichen Zone hieher versetzt zu sein
scheint, umgürtet das alte Heidelberger Schloss; weiter hinauf am Berge
und über die andern Höhen und Thäler des Gebirges breitet sich Eichen-
und Buchwald. Aller Orten zwischen den Bergen begegnet man Quellen
und Bächen, die [ilätschernd theils zum Neckar, theils zum Rheinthal hin-
aus eilen, hier eine heimliche Waldwiese bewässernd, dort unter Gestrüpp
und Schlingptlanzen hinmurmelnd, dort die Räder einer einsamen Mühle
treibend. Von den Höhen am Rande des Gebirges blickt man über die
weite Ebne, welche der Rhein durchströmt; Weingärten, reiche Saatfelder,
mit Obst- oder Wallnussbäumen besetzt, Städte und Dörfer, Oft mit lusti-
gen Hopfenpflanzungen umgeben, erfüllen die Ebne, welche jenseit des
Rheins durch die duftig blauen Berge des Hardtäebirges abgegrenzt wird.
ln Heidelberg bedarf es nur eines. Ganges vun zehn Minuten, wenn Inan