unmittelbar gegenwärtig zu sein schienen. S0 waren die ägyptischen Py-
ramiden, ihrer schlichten Kolossalität sehr angemessen, in dem Dämmer-
lichte des Mondes gehalten, aus dem im Vorgrunde, zur Seite und halb
von Palmen verdeckt, die riesige Gestalt einer Sphinx auftauchte; so war
für die hängenden Gärten die Beleuchtung der untergehenden Sonne, und
zwar von dem Hintergrunde des Bildes, angenommen, so dass die Glut-
strahlen der Sonne durch einen Theil der geöffneten Substructionen gegen
den Vorgrund durchbrechen; so war der innere offene Raum des Hypä-
thraltempels von Olympia durch die fast senkrecht einfallenden Strahlen
der Mittagssonne beleuchtet, deren Reflexe die Schatten der Colonnaden
spielend erhellten. U. s. w. Leider hat sich von diesen merkwürdigen
Darstellungen Nichts erhalten, als zwei ausgeführte Zeichnungen, die (108
ephesischen Tempels unddes Labyrinthes, und mehr oder weniger flüch-
tige Skizzen der übrigen Compositionen (im Besitz des Hrn. C. Gropius).
Ein, zur Erklärung ausgegebenes Textbüehlein, giebt nur das zum Ver-
stiindniss der Darstellungen nöthige Material aus den alten Schriftstellern,
ohne auf die Darstellungen selbst tiäher einzugehen.
Ein ungemeines Aufsehen, das freilich durch den Enthusiasmus jener
Tage zunächst hervorgerufen war, erregte das für die Gropiussche Weih-
nachtsausstellung des Jahres 1813 gemalte Bild: der Brand von Moskau.
Schon um 6 Uhr des Abends waren alle Strassen in der Nähe der Aus-
stellung mit Equipagen gefüllt, und nur mit wahrer Lebensgefahr vermochte
man zum Eingangs zu gelangen. Die letzten Bilder, welche Schinkel
für diese Ausstellungen malte, waren die Ansichten der Insel Elba und
St. Helena. Doch blieb er, wie bemerkt, stets in freundschaftlichem Ver-
hältnisse zu der Gropiusschen Familie; und vornehmlich nahm er an der
Einrichtung des Gropiusschen Diorania und an der Amtsführung der gros-
sen Bilder desselben fortwährend lebhaften Antheil.
Noch ist hier ein Cyclus von grossen Tapetenbildern zu erwähnen,
welche Schinkel in der Zeit der Jahre 1813 und 1814 für Herrn Kaufmann
Humbert zu Berlin, zur Ausschmückung eines Saales in dessen Hause,
malte. Sie befinden sich noch gegenwärtig an ihrer Stelle; sie sind in
Oel gemalt, und leicht, geistreich, mit freiem, derbem Pinsel, aber mit
vollstem Bewusstsein der beabsichtigten Wirkung ausgeführt. In letzterem
Bezuge kann man sie nur mit den grossen Deeorationsbildern, die von den
beiden Poussixrs gemalt sind und die zum Theil in den italienischen
Prachtsammlungen aufbewahrt werden, vergleichen. Die Bildersind stimmt-
lich Landschaften, die, in Gemässheit der Beleuchtung an den verschiede-
nen Stellen des Saales, die Charaktere der verschiedenen Tageszeiten 01'-
kenncn lassen; zum Theil sind sie mit Architekturen geschmückt. Zwei
von ihnen haben eine grössere Breiten-Ausdehnung; es sind: die Nacht
(19 Fass breit), eine gothisehe Kirchenruine und zu ihrer Seite ein See,
über welchem der Mond steht; und der anbrechende MOIgCH (16 Fuss
breit), ein See mit hohen Felsufern, im Charakter jener schönen Seen,
welche sich aus den Südabhängen der Alpen in die Fluren der Lombardei
hineinziehen. Die andern Bilder, vier an der Zahl, sind mehr oder we-
niger schmal: ein Wald mit einem Bauergchöft und einer weidenden
l-Ieerde, im Lichte des Mittags; eine Felswand mit einem hohen Tannen-
baume, in welchem der Sturm saust, in nachmittäglicher Beleuchtung; ein
Wald, zwischen dessen Stämmen die Glut der untergehenden Sonne hin-
durchbrieht; und ein steyrisches Bauergehöft, im abendlichen Dunkel,