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Friedrich
Karl
Schinkel.
3) Innere Ansicht des Domes von Mailand.
4) Das Innern der Peterskirche zu Rom, mit der Kreuzbelcuchtung.
5) Das Oapitol zu Rom, bei Mondschein.
6) Aeussere Ansicht des Domes von Mailand.
Bei der für den Schluss des Jahres bevorstehenden Rückkehr der
Königlichen Familie nach Berlin sollten im Königl. Palais manche Ver-
änderungen vorgenommen werden, doch fehlte es durchaus an einem be-
kannten Architekten, der zur Leitung derselben geeignet gewesen wäre.
Schinkel wurde, während er mit der Anfertigung der vorgenannten Bilder
beschäftigt war, dem Hofrnarschallamtc empfohlen; er unterzog sich gern
dem ehrenvollen Auftrage, und seinen Einrichtungen ward bald darauf die
lcbhaftcste Anerkennung von Seiten der Königin zu Theil. Als die Kö-
nigin die Ausstellung der Bilder im Stallgebäude besuchte und man, den
Eindruck zu erhöhen, die Schau der Bilder durch passende Gesänge be-
gleiten liess, steigerte sich das Interesse für den Künstler so, dass seine
Anstellung im Staatsdienste die unmittelbare Folge hieven war.
ln demselben Jahre hatte Schinkel ferner ein grosses vortrefflichen
'l'apetenbild von 9 Fuss Höhe und 21 Fuss Länge für den verstorbenen
Hof-Zimmermeister Glatz, in der kurzen Frist von drei Wochen, gemalt;
dasselbe stellt die Küste von Genua, der Schinkel auf der rechten Seite
des Vorgrundes ein altes Kloster als freie Composition hinzugefügt hat,
dar. (Bei dem jüngst erfolgten Verkauf und Abbruch des Glatzschen
Hauses, für den Bau des neuen Museums von Berlin, ist das Gemälde
durch Hrn. Glatz jun. erstanden werden.)
Endlich malte Schinkel für die Gropinssche Weihnachts-Ausstellung
des Jahres 1809 eine Ansicht von Rom mit dem Ponte molle.
Für die Weihnachts-Ausstellung des Jahres 1810: eine Ansicht des
Markusplatzes von Venedig; für 1811: den Palast von Belfonsi. (Dies
war ein lingirter Name, der die Composition einer prächtigen Palast-
Architcktnr italienischen Styles, in glänzender Festbelenchtung, einführen
sollte); für 1812 mehrere Bilder, unter diesen: zwei Ansichten eines
Bergwerkes in Calabricn, deren noch vorhandene Entwürfe sich durch
grossartig groteske Composition und frappante Beleuchtung auszeichnen,
und die Ansicht eines Domes im Lichte des anbrechenden Morgens.
Etwas in demselben Jahre 1812 erschienen SchinkePs meisterhafte Dar-
stellungen der sieben Wunderwerke der Welt, die wiederum von GYOpiUQ
ausgestellt wurden, nemlich: 1) Das Grabmal des Königs Mausolus in
Carien; 2) das ägyptische Labyrinth; 3) die ägyptischen Pyrami-
den; 4) der Tempel der Diana zu Ephesus; 5) der Koloss zu Rho-
dus; ü) die hängenden Gärten der Semiraixiis; 7) der Olympische
Jupiter. Diese Compositionen waren, ohne irgend in willkürliche Phan-
tasterei auszuarten (wozu die Gegenstände doch so leicht hätten Veranlas-
sung geben können), durchweg vielmehr mit der besonncnsten Benutzung
der Berichte, die sich über die genannten Werke in den Schriftstellern
des Alterthums vorfinden, ausgeführt worden; sie dürfen unbedenklich
als die geistreichsten Restaurationen derselben genannt werden, wie u. a.
namentlich jener vielbesprochene und vieldurchforschte Thron des olym-
pischen Jupiter hier in einer vollendet künstlerischen Darstellung ent-
gegentrat. Zugleich aber hatte Schinkcl, mit vollkommener poetischer
Freiheit, die Werke in ihrer klimatischen Umgebung aufgefasst und sie
durch verschiedenartige Lichtwirkung auf eine Weise behandelt, dass sie