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Friedrich
Karl
Schinkel.
SchinkePs ausgebreiteten Studien im Fache der schönen Baukunst Zeug-
niss geben, und dass gerade durch eine solche Bemerkung die strenge Con-
sequenz desjenigen Systems, welches er in seinen eigentlich architektoni-
schen Arbeiten befolgt, nur um so xharacteristischer und um so achtungs-
würdiger hervortritt.
Einwirkung
auf
das
Handwerk.
Noch ist endlich eine Richtung von Schinkels künstlerischer Thätig-
keit zu besprechen, welche wiederum entschieden auf dem Grunde eben
dieses Systems beruht und welche, in unmittelbarster Verbindung mit dem
Leben, von dem ausgedehntesten Eintlusse auf die Bildung des Formen-
sinnes unsrer Zeit gewesen ist. Ich meine seine Einwirkung auf das
Handwerk. Unter mannigfachen Verhältnissen hat Schinkel Gelegenheit
gehabt, den Leistungen des Handwerkes das Gepräge des Adels und der
Schönheit zu verleihen und so das Erzeugniss des materiellen Bedürfnisses
zum inhaltreichen Werke der Kunst umzugestalten. Hier tritt wieder das
olassische Element seiner künstlerischenEigenthümlichkeit in seiner schön-
sten Bedeutung hervor, indem es vor Allem jene klaren, gemessenen, in
lebendiger Elasticität bewegten Linien der classischen Kunst sind, in denen
er die Geräthe, deren der heutige Lebensverkehr bedarf, gebildet und mit
denen er sie geschmückt hat. Die geläuterten Formen, welche den Erzeug-
nissen der Kunstindustrie Berlins gegenwärtig einen so grossen Vorzug-
verleihen, hat man grossentheils dieser seiner Wirksamkeit zu verdanken,
Sehr schwer aber ist es, wie es in der Natur der Sache liegt, hier die
Wege seiner Einwirkung nachzuweisen: doch sind als die vorziiglichsten
Momente wohl diejenigen hervorzuheben, in denen er die ganze innere
Dceoration und Ausstattung von Prachtgebäuden zu leiten hatte, so dass
bei solcher Gelegenheit eine Menge der treftlichsten Vorbilder in den Be-
siz des Handwerkes übergegangen ist. Namentlich ist in diesem Bezüge
die innere Ausstattung einiger prinzlichen Paläste anzuführen; für die Ar-
beiten des Malers und des Stuccateurs, für die Ausführung gewirkter Tep-
piche, für Mobilien und Geräthschaftcn der mannigfachsten Art hat er hier
die grösste Anzahl höchst reizvoller Muster, immer neu und immer in
jener classischen Reinheit. geliefert, so dass die in solcher Weise geschmück-
ten Räume auf das Gefühl des gebildeten Beschauers den W0hlthuendsten
Eindruck hervorbringen müssen.
Herausgegeben ist von solchen Arbeiten nicht eben eine umfassendere
Anzahl. Manches indess findet man in den auf Kosten des Staates und
unter SchinkePs Mitwirkung herausgegebenen prachtvollen "Vorbildern für
Fabrikanten und Handwerker." Von seiner Hand sieht man unter diesen
Blättern vorzüglich schöne Geiässe, Schalen, Pokale u. a., theils von ein-
facher Form, theils mit reichen figürlichen Darstellungen geschmückt,
Glasgeräthe, Candelaber, Teppichmuster, reiche Mobilien, Gemälderahmen
von verschiedener Form (welche letzteren zum grössten Theile für die vor-
züglichsten Gemälde des Museums, den Eindruck derselben auf eine an-
gemessene Weise erhöhend, ausgeführt sind) u. a. m. Eins der geschmack-