Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

SchinkoYs 
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waterdecoratiünen. 
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reichhaltigsten Manifestation erhielt. Seine Decorationen sind auf gewisse 
Weise mit seinen eigentlichen Landschaftsbildern zu vergleichen; auch 
hier treten, zumeist zwar ausschliesslich unter den Formen der Architektur, 
die Culturzustände verschiedener Zeiten und Länder in unmittelbarer Ge- 
genwart vor unsere Augen. Natürlich aber mussten diese Bestrebungen 
hier, den wechselnden Aufgaben gemäss, sich ungleich mannigfaltiger ge- 
stalten, so dass wir gerade hiedurch Gelegenheit gewinnen, den grosscxi 
Umfang seiner architekturgescltichtlichen Bildung und die Lebendigkeit. 
mit welcher er die verschiedensten Zustände in ihrer innersten Eigenthüm- 
lichkeit aufzufassen vermochte, zu bewundern. Gar manche von dieien 
Entwürfen dürfen wir als die geistreichsten Restaurationen für diejenigen 
Kunstepochen, deren Zeit sie vergegenwärtigen sollten, betrachten. 
Ein grosser Theil dieser Entwürfe SchinkePs ist in colorirten Blättern 
herausgegeben; es sind fünf Hefte, zwei in gross Folie, drei in klein Folie. 
Diese geben uns zu einigen näheren Andeutungen Anlass. Für die Wieder- 
belebung classischer Architektur sind besonders die Decorationen einiger, 
im classischen Alterthum spielenden Opern von namhafter Wichtigkeit. 
Dahin gehören vornehmlich die der Olympia, unter denen die innere An- 
sicht des ephesischen Dianentempels (für den ersten Act) ohne Zweifel als 
die gelungenste Restauration dieses merkwürdigen Gebäudes, überhaupt 
griechischer Hypäthraltempel, zu betrachten sein dürfte; auch das kleine 
Heiligthum der Diana (für den dritten Act) gicbt ein höchst ansprcchendest 
Bild griechischer Göttcrverchrung. Der Hypäthraltenipel des Apollo, für 
die Oper Alceste, ist ebenfalls als eine bemerkenswerthe Restauration her- 
vorzuheben. Meisterhaft sind auch die Decorationen zur Vestalin u. a. m. 
 Die Decorationen zur Zauberflöte entfalten ein reiches Bild ägyptischer 
Cultur, welches hier freilich, der Oper gemäss, auf cine geistreich freie 
Weise, besonders in den mehr phantastischen ßcenen, behandelt ist, Die 
Darstellung der Burg Sion für die Oper Athalia giebt uns ein anschauliches 
Bild althebräischer Pracht, als dem ägyptischen Architekturstyle verwandt 
aufgefasst.  Andre Blätter führen uns in die verschiedenen Perioden des 
Mittelalters ein. Altuordische Holzbaukunst erscheint in reichster Aus- 
hildung in einer für das Schauspiel Ratibor und Wanda bestimmten Deco- 
ration. Die ganze phantastische, theils erhabene, theils düstere Pracht der 
sogenannten byzantinischen Architektur tritt uns in den Decorationen des 
Trauerspicls Yngurd gegenüber. Ebenso der Reichthum des gothischen 
Styles, theils in seiner früher-elf. strengeren Ausbildung,  in der feier- 
lichen Kirche für das Trauerspiel Axel und Walburg; theils in der späte- 
ren Eleganz,  in den Decorationen für die Jungfrau von Orleans u. a. 
Eine der tretflichsten Deeorationen ist, nach meiner Ansicht, die für den 
ersten Act der Braut von Messina entworfene: eine Säulcnhalle, in welcher 
der antike Architekturstyl in demjenigen romantischen Sinne aufgenommen 
ist, der sich in Italien und besonders in Sicilien in der frühesten und in 
der spätesten Zeit des Mittelalters häufig findet, so dass hier die Verbin- 
dung des classischcn und romantischen Elementes, die Schiller ill SCIIICP 
Tragödie beabsichtigt hat, schon durch den blossen Anblick der 560ml 
dem Beschaucr lebendig gegenübertritt. U. s. w. Ich wiederhole, WRS iüll 
früher bereits angedeutet habe, dass vornehmlich diese Entwürfe (denen 
noch viele andre nicht herausgegebene, z. B. ohne Zweifel einige der De- 
corationen zu Glücks Iphigeuia in Tauris, nnzureihcn wären) uns von 
liugler, Kleine Schriften. lll. 23
	        
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