335-3
Karl
Friedrich
Schinkel.
manchen seiner Gebäude entwickelt sich auch die vornehme Pracht ita-
lienischer Architektur, wie sich diese in der Zeit um den Schluss des
Mittelalters gestaltet hatte, und wiederum sind die Natur und die Statfage
demgemäss behandelt. S0 sieht man auf einem dieser Bilder den Altan
eines fürstlichen Parks vor sich, der von zwei hohen Bäumen überschattet
wird und auf dem der Fürst, Ritter und Edelknaben sich versammelt ha-
ben; in der Tiefe die Gebäude einer italienischen Stadt und einen von
hohen Bergen umschlossenen See; das Ganze im südlichen Abendglanze
gehalten. Eine der schönsten Compositionen Schiukels enthält ein Schloss
und den dazu gehörigen Park im altfranzösischen Style, über welches sich,
fast wehmüthig, eine tiefe Stille ausbreitet. (Die Idee zu dem Bilde rührt
von Clemens Brentano her.) In seinen landschaftlichen Bildern ohne
Architektur hält Schinkel gewöhnlich bestimmte Motive, theils der südli-
chen, theils der heimischen Natur, fest. ln Berlin sieht man eine grosse
Anzahl seiner landschaftlichen Compositiouen in der berühmten Gemälde-
gallerie des Consuls Wagener, verschiedne im Original, eine grosse Reihe
in treftlichen Copien von Ahlborn.
Endlich muss ich an dieser Stelle auch noch der grossen landschaft-
lichen Zeichnungen erwähnen, die Schinkel auf seinen Reisen, theils in
Italien (vornehmlich iu Sicilien), theils besonders in Tyrol, angefertigt
hat. Es sind meisterhaft durchgearbeitetc Feder-Zeichnungen, in welchen
man, schon in der Bestimmtheit ihrer Behandlungsweise. ebenfalls seine
eigenthümliche künstlerische Richtung ausgesprochen findet. Den einhei-
mischen Kunstfreunden sind diese interessanten Arbeiten wohl bekannt.
Ein Paar von ihnen hat er mit der Feder auf Stein gezeichnet.
Entwürfe
zu Theaterdecoratioxxen.
Ein eigeuthümliches Interesse gewähren ferner die ThOHfGIÖHCOITItlOYlGH.
welche Schinkel für die Berliner Bühne, in der Blüthezeit derselben wäh-
rend der Intendantnr des Grafen Brühl, entworfen hat. Es wurde in die-
ser Zeit eine grosse Reform im Decorationswesen eingeleitet, die von (ler
Berliner Bühne aus auch in weiteren Kreisen gewirkt hat. Man war eines
Theils bemüht, die grellen Effecte, die bis dahin in der Decorationsmalerei
beliebt gewesen waren, aufzuheben und statt deren eine harmonische, der
Erscheinuhg des Schauspielers sich anschliessende Wirkung zu erreichen;
anderen Theils bestrebte man sich, Ort und Zeit des einzelnen Drama
auch in der scenischen Umgebung auf eine möglichst charakteristische
Weise zu vergegenwärtigen. Für das Erste erreichte man dadurch sehr
bald den erwünschten Zweck, dass man. statt der bisher üblichen Behand-
lungsweise, malerische Compositionen berühmter Meister zum Vorbilde
nahm, wie z. B. die schöne [Jecoration der Scene in der Oper Armide,
in welcher Rinald im Zaubergarten der Armide entschläft, die unmittel-
bare Copie eines Gemäldes von Claude Lorrain für den beabsich-
tigten Zweck höchst passend enthält. In dem zweiten Bezuge wandte
man sich an SchinkePs Talent, welches hierin wiederum Gelegenheit zur