Malerei.
SchinkePs historische
347
Auch sie fügen sich den allgemeinen architektonischen Bedingungen und
entsprechen dem angewandten architektonischen Style, aber in derjenigen
freieren Weise, dass die Architektur für sie gewissermaassen nur den
Rahmen und Einschluss bildet; auch sie sprechen die besoudre Bedeutung
des Gebäudes aus, aber freilich in einer ungleich reicheren, umfassenderen
Weise, als es bei den im Obigen besprochenen bildlichen Entwürfen ver-
stattet sein konnte. Man mag dies Verhältniss wenn man will, auch hier
immerhin noch als eine Schranke bezeichnen; aber es ist eine Schranke,
welche nicht die Freiheit, sondern nur die Willkür der bildenden Kunst auf-
hebt, eine Schranke, welche der Darstellung ein höheres Gesetz zu Grunde
legt und alles Niedrige, was den Zufälligkeiten der Erscheinung angehört.
daraus entfernt hält. Denn das eben bedingt überall die Grösse der monumen-
talen Kunst (in ihrer höchsten Bedeutung), dass sie wesentlich auf die Idee
der Erscheinung, auf das Ursprüngliche und Dauernde derselben, eingehen
muss und dass sie in solcher Art, selbst wenn kein äusseres Gebot da ist,
rnit den strengeren Gesetzen der Architektur in Uebereinstimmung tritt.
SchinkePs Malereien stellen die Entwickelungsmornente der Cultur,
der harmonischen Gestaltung des Lebens in seiner Erscheinung, sofern die-
selbe aus dem Geiste der Schönheit hervorgeht, dar. Sie bezeichnen somit
den Zweck jenes Gebäudes in seiner erhabensten Bedeutung, indem das-
selbe vor allem bestimmt ist, durch die Monumente, welche es bewahrt,
die unmittelbaren Zeugnisse eben desselben Entwickelungsganges der
menschlichen Cultur vor die Augen des Beschauers zu führen. Diese
Monumente aber sind nur einzelne Bruchstücke, ihre Entstehung war durch
unendliche äussere Verhältnisse bedingt; den Zusammenhang im Gros-
sen und Ganzen zu fassen und frei zu veranschaulichen, sollten eben jene
Malereien am Aeusseren des Gebäudes dienen. Sie sind also, dem Begritie
nach, ganz allgemein gehalten, in einer durchaus idealen Weise behandelt;
sie gehen auf die einzelnen Momente der Geschichte oder Tradition, die
eben den Blick wieder auf die äusseren zufälligen Verhältnisse des Lebens
führen würden, auf keine Weise näher ein. Ihre Gestalten haben nur in
sich selbst und in ihrem Zusammenhangs, nur als Personiiicationen allge-
meiner Ideen, ihre Bedeutung. Aber es sind nicht die Erfindungen einer
nüchternen Abstraction; es sind lebendige Gedanken, die sich in ihnen
verkörpert haben; in freier Individualität, in naiver Aeusserung des Lebens
reihen sich diese Gestalten harmonisch aneinander. Einige von ihnen ge-
hören der Anschauungsweise des griechischen Alterthums an; aber auch
an diesen ist eben nur jene allgemeinere Bedeutung (sofern sich dieselbe
in ihnen vorzüglich klar ausgeprägt hatte), nichts dagegen von den spe-
ciellen Verhältnissen und Beziehungen der Mythengeschichte, aufgenommen.
Einige Andeutungen über den Inhalt dieser Malereien im Einzelnen
(denn eine ausführliche Beschreibung würde hier zu weit führen, würde
auch nur wenig Anschauliches bieten können), mögen dazu dienen, dm
eben ausgesprochenen Bemerkungen über die Idee des Ganzen näher zu
bezeichnen. Die Malereien zerfallen, der Räumlichkeit gemäss, in zwei
Cyklen; der bedeutendere ist derjenige, welcher die Wände der grossen
äusseren Halle des Museums schmücken soll; der Zweite War für die Halle
über der Treppe bestimmt. Jeder von diesen Cykleu 501116 aHS Vier G0-
mälden bestehen. In der äusseren Halle (wo die Malereien etwa die obere
Hälfte der Wände einnehmen sollen), sind dies die schmalen Seitenwände.
mit Gemälden von quadratischer Form, und die Hauptwände zu den Sei-