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Karl
Iüiedrich
Schinkel.
hergehende ergeben muss, wiederum eine verwandte Weise der Aufassung
und Behandlung zu Grunde liegt. Die Hauptstelle unter diesen nehmen seine
Entwürfezu den, in den Vorhallen des Berliner Museums auszufüh-
renden Wandmalereien ein, Arbeiten von einer so eigenthümliehen Voll-
endung, in Bezug auf die äussere Darstellung wie auf die Durchbildung
des ihnen zu Grunde liegenden Gedankens, dass ihnen, obgleich sie nie-
mals öffentlich ausgestellt wurden, doch bereits die entschiedenste Aner-
kennung im weitesten Kreise zu Theil geworden ist. Der erste Eindruck,
den diese Malereien (denn sie sind, wenn auch in kleinerem Maassstabe,
aufs Sorgfaltigste in Farben ausgeführt) auf den Beschauer hervorbringen,
hat etwas eigen Ueberraschendcs, eben in Bezug auf den Adel der
Form, auf den Reichthum der Gestaltung, auf die grossartige Harmonie der
Färbung, die in ihnen herrschen; man erwartete auch hier (wie es in den
oben besprochenen, für die baulichen Zwecke bestimmten Compositionen
der Fall ist) mehr nur skizzenartige Entwürfe, mehr nur die Andeutung
der: Ideen, nach denen der bildende Künstler, um sich so den Anforderun-
gen des Ganzen zu fügen, würde zu arbeiten gehabt haben; man ist nicht
darauf vorbereitet, den Architekten auch in der frei bildenden Kunst als
einen vollendeten Meister wiederzufinden. Doch stehen diese Arbeiten
nicht vereinzelt da; noch manche andere reihen sich ihnen an, die man
in gewissem Sinne vielleicht als die Vorbereitungen zu diesen betrachten
kann. So glaube ich hier ein grosses kraftvolles Oelgemälde vom Jahre
1827, welches, inmitten eines dichten südlichen Haines, eine idyllische
Scene zwischen einem Mädchen und einem Knaben darstellt, nennen zu
dürfen, ein Bild, in dem das edelste Formenstudium hervortritt. So war-
Schinkel ungefähr gleichzeitig mit diesem Gemälde (oder zunächst vorher),
mit ausgedehnten historischen Compositionen beschäftigt, welche den Er-
eignissen der Freiheitskriege gewidmet sein sollten. Er hatte die Absicht,
diese Compositionen ganz ideal (d. h. also: im Sinne der classischen Kunst)
zu halten. Sie sollten kein Portrait jener Ereignisse sein, was nur zur
Darstellung mehr oder weniger zufälliger Einzelheiten führen, aber nicht
den grossen Gang, den allgemeinen lnhalt derselben andeuten kann; sie
sollten eben diesen Gang, die wichtigsten Ereignisse jener denkwürdigen
Jahre als ein Ganzes gewissermaassen als eine Parallele der Wirklich-
keit zusammenfassen. Alles demnach, was an die Zufälligkeiten der
heutigen Existenz erinnert (namentlich die Beschränkung des Kostümes)
sollte wegfallen, nur das allgemein Menschliche sollte in ihnen hervortreten,
dabei aber das aufgenommen werden, was zur höheren Charakteristik, viel-
leicht in einer gewissen symbolischen Weise, nothwendig gewesen wäre,
Jene Composition für das Giebefeld der Berliner Hauptwache, so wie
manche Scene der für das Museum bestimmten Gemälde dürfte uns die Be-
handlungsweise, die sich Schinkel hiebei vorgezeichnet, erkennen lassen.
lndess sind von diesem Unternehmen nur einige Theile zur Ausführung
gekommen.
Die für die Vorhallen des Berliner Museums bestimmten Malereien
wurden von Schinkel im Jahre 1828 begonnen. Ich bezeichnete sie vor-
hin als selbständige Werke bildender Kunst, im Gegensatz gegen diejeni-
gen, welche unmittelbar, als ein nothwendiges Glied, dem architektonischen
Ganzen angehören. Das sind sie gewiss: darum aber stehen sie keineswegs
ohne ein näheres Verhältniss zu dem Gebäude, für welches sie bestimmt
wurden, weder zu der Architektur, noch zu dem Zvrcckc desselben, da.