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Denkmiil
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Behandlung der dorischen Ordnung, die wiederum. dem Zwecke des Ganzen
angemessen, gewisse charakteristische Eigenthümlichkeiten enthält. Doch
hat die Form der Trajanssäule (ursprünglich bereits der sinkenden Kunst
des Alterthums angehörig) manche lnconvenienzen, die mit den Anforde-
rungen eines höheren Schönheitssinns nicht wohl zu vereinigen sein dürften.
Schinkel selbst spricht dies aus und fügt somit dem ersten Entwürfe einen
zweiten hinzu, der das charakteristisch Freie jener Form zu bewahren.
aber sie den höheren künstlerischen Zwecken gemäss umzugestalten sucht.
Statt der runden Gestalt der Säule, die für die Aufnahme von Sculpturen
wenig geeignet ist, hat er eine viereckige, obeliskenähuliclie Form erfun-
den, deren Flächen in einzelne Felder übereinander zerfallen, welche einen
zweckmässigen Einschluss für die einzelnen Reliefs bieten; statt der Bild-
uissstatue, deren Züge in der grösseren Höhe wenig erkennbar bleiben.
bekrönt er den Obelisken mit einer Victoria, deren Gestalt sich leicht
und frei gegen die Luft abschneidet, und das Bildniss des Königes Selbst
stellt er, als eine ideal kosturnirte Reiterstatue, auf hohem Sockel vor den
Obelisken. Das Monument ist zu den Seiten und hinten mit einem dori-
sehen Doppelporticus umgeben, zwischen dessen Säulenreihen sich tren-
nende Wände hinziehen, die mit Frescomalereien, die 'l'haten des Königs
(larstellend, geschmückt sind. Das Ganze zeigt die classisehe Kunst wie-
derum in einer neuen, eigenthümlichen Combixiation; doch kann ich nicht
umhin. zu bemerken, dass die Trennung der Hauptfigur von dem hervor-
ragendsten 'l'hcile des Ganzen (wie gerechtfertigt auch in ästhetischer Be-
ziehung) doch eine gewisse Zerstückelung in der (iedankenfolge der reich-
gegliederten Composition hervorbringen dürfte, die die Wirkung derselben
auf das Innere des Beschauers vielleicht wiederum beeinträchtigte. Ein
dritter Entwurf besteht aus einer kolossalen Reiterstatue auf rnächtigem,
reich mit Seulpturen geschmüektem Postamente, ebenfalls auf drei Seiten
mit einem Doppelporticus umgeben, dessen Giebel durch das Postament
der Statue noch überragt werden und dessen mittlere Wände gleichfalls
mit Malereien geschmückt sind. Hier vereinigt sich grossartige Erhaben-
heit mit einer reichen, fein ausgebildeten Umgebung zum würdigsten Ein-
drucke auf den Sinn des Beschauers. Der vierte Entwurf enthält jenes
reichgebildete Sculpturirerk, welches bereits oben besprochen wurde (den
König auf einer Quadriga stehend); aber statt des einfachen Unterbaues
erhebt sich dasselbe über einer kräftigeren Masse, welche rings von einem
ernsten dorischen Porticus umgehen ist und durch einen gewölbten Raum
ausgefüllt wird, in dein die Schriften und andere Reliquien des Königs
aufbewahrt werden sollten. KVas von der Sculpturgruppe oben gesagt ist,
gilt auch hier; aber der Unterbau scheint ihr hier noch eine grtissere
Würde und Bedeutsamkeit zu geben. Der fünfte Entwurf wiederholt
zunächst dasselbe Monument, auch mit dem ursprünglich dazu bestimmten
Unterbau. Dahinter erhebt sich sodann, zu beiden Seiten ein wenig vor-
treteud, eine mächtige Colonnade, deren Wände wiederum zur Ausfüh-
rung von Frescogemälden bestimmt sind. Oberwärts aber, in der Mitte,
ruht auf diesen Wänden (der bcsondern Lokalität, auf welche der Entwurf
berechnet ist, angemessen) noch ein hoher tempelartiger Bau, rings von
Säulenstellungen umgeben, dessen Inneres auch hier zur Aufbewahrung der
Reliquien dienen sollte. Die ganze Anlage, in korinthischer Säulenord-
uung ausgeführt, entwickelt ein Bild grossartigst bedeutsamer Pracht.
ltuglcr, Kleine Schriften. lll. '39