336
Sehinke].
Friedrich
K arl
sich von äusserer Vorschrift frei bewegen durfte. lch sehe mich hier
zu einer Bemerkung veranlasst. Schinkel steht mit der idealen Behand-
lung historischer Monumente, wie in dem eben besprochenen Falle, einer
Richtung der historischen Sculptur gegenüber, die heutiges Tages vielen
Anklang findet, die gewiss ebenfalls ihre gute Berechtigung hat. und die
gerade durch einen der nächsten Freunde SchinkePs vertreten wird. Ca-
nova, Thorwaldsen haben ihre historischen Monumente fast durch-
gängig, wie er, auf ideale Weise behandelt; Rauch in Berlin ist es, durch
den eine Weise der Darstellung, die auch von der äusserlichen Umgebung
der zu feiernden Männer (ich meine von dem Kostüme ihrer Zeit) alles
Wichtige und Bezeichnende beibehält, zu ihrer schönsten Vollendung ent-
wickelt ist. Diese Behandlnngsiveise zu rechtfertigen, darf ich eben nur
an den bedeutsamen Eindruck, den Rauch's Meisterwerke gewähren, erin-
nern; vornehmlich scheint mir das eine seiner Modelle zu dem Denkmale
Friedrichs des Grossen, das den König zu Pferde in seiner eigenthümlichen
Tracht (aber mit dem Königsmantel) und an dem Piedestale die Bilder
der vorzüglichsten Männer, mit denen er seine Thaten vollbrachte, dar-
stellt, die Würde eines höheren Styls aufs Geiliegenste mit einer mehr
portraitmässigen Auffassung zu vereinigen. Welche von diesen beiden
Richtungen für unsre Zeit die gültigere sei, hierüber traue ich mir kein
Urtheil zu. 'Die geläuterte Idealität der einen, die unmittelbare Gegenwart
des Lebens in der andern Richtung scheinen beide ein gutes Recht zu
haben; die Zeit falls überhaupt das Bedürfniss nach einer durchgreifen-
den Einwirkung der Kunst vorhanden ist wird hierüber entscheiden.
Ich wollte nur auf die Opposition, wie sie da ist, hindeuten, um Schin_
kel's Richtung hiedureh anschaulicher zu machen, indem diese ebenso auch
bei seinen anderweitigen Arbeiten im Fache der bildenden Kunst, auf die
ich unten zurückomme, wiederkehrt.
Die andern Entwürfe SchinkePs für ein Monument Friedrichs des
Grossen, sechs an der Zahl, sind jünger als der ebengenannte und füllen
das neunzehnte Heft seiner Sammlung. In ihnen macht sich, neben der
bildlichen Darstellung des zu Feiernden, das architektonische Element
mehr oder weniger geltend. Sie wurden gleichzeitig bearbeitet, als (im
J. 1829) der Gegenstand aufs Neue zur Sprache gekommen war, und sollten
vornehmlich dazu dienen, eine Reihe der gültigsten Hauptformen für das
Monument. in seiner grossartigeren Bedeutung, zur Auswahl vorzulegen;
zugleich war bei diesen verschiedenen Formen specielle Rücksicht auf
diejenigen Plätze im Mittelpunkte Berlins, die sich für den Bau des Mo-
numents eignen konnten, genommen worden.
In der ebengenannten Zeit hatte der Gedanke, das Monument in der
Form einer grossen Säule, wie die des Trajan zu Rom, auszuführen,
Theilnahme gewonnen; um den Schaft der Säule sollte, ebenso wie dort,
ein Band mit Reliefsculpturen, die Thaten des Königs vor-stellend, sich
emporwinden; die Statue des Königs sollte dieselbe kröden. Diesem Ge-
danken gemäss ist der erste der in Rede stehenden Entwürfe ausgearbeitet;
doch hat Schinkel die Säule nicht (wie es in andern neueren Nachahmun-
gen dieser Form der-Fall ist) isolirt hingestellt, sondern sie mit einem
Portieus kleinerer Säulen umgeben, aus dem sie in die Lüfte emporsteigt.
Dieselbe Einrichtung hatte an der trajanischen Säule stattgefunden, und
sie scheint nothwendig, um den Eindruck einer wirksameren Masse zu
gewinnen. Die Architektur dieses Porticus zeigt eine geschmackvolle