Denkmäl
Den Schluss dieser Uebersicht von Schinkel's architektonischen Ent-
würfen mache ich mit denjenigen, welche für rein monumentale
Zwecke gearbeitet sind. In diesen Werken, welche zunächst natürlich
nur die Bestimmung hatten, dem Beschauer als ein freies künstlerisches
Gebilde, ohne irgend einen materiellen Zweck, gegenüber zu treten, war
dem Architekten die Gelegenheit gegeben, seine Eigenthümlichkeit eben-
falls am Freisten, am'Unabhängigsten zu entwickeln. Und wiederum
finden wir hier (bis auf eine einzelne Ausnahme) eine entschiedene Aneig-
nung der griechischen Bauformen, so dass sich gerade an ihnen die classi-
sche Richtung Schinkefs in ihrer schärfsten Consequenz aber immer
mit derjenigen Selbständigkeit, auf die ich bereits oben hingedeutet habe,
ausspricht. Mit der Architektur tritt übrigens an diesen Werken die
bildende Kunst in die unmittelbarste Wechselbeziehung, und auch die
letztere zeigt, harmonisch mit jener, eine vollkommen classische Behand-
lungsweise.
Einen eigenthümlichen und den wichtigsten Cyklus unter diesen Ent-
würfen machen diejenigen aus, welche für ein in Berlin zu errichtendes
grossartiges Denkmal Friedrichs des Grossen bestimmt" sind. Doch
gehört der Gedanke, dem Begründer des preussischen Glanzes in der
Hauptstadt seines Reiches ein Denkmal zu setzen, welches, wenn der
Zweck desselben auch nicht füglich dahin auszusprechen wäre, dass es
die Erinnerung an seine Thaten festhalten sollte (denn dessen bedarf es
nicht füglich), sondern eben nur dazu dienen sollte, der Verehrung der
Nachkommen eine der Grösse dieser Verehrung angemessene Stätte zu bie-
ten, dieser Gedanke gehört nicht allein der jüngsten Zeit an. Oft und
immer aufs Neue und immer von mannigfach verschiedenen Gesichtspunk-
ten aus ist dieser Gegenstand in Berathung gezogen worden, und es dürfte
eine Geschichte der dahin einschlagenden Arbeiten und Entwürfe gewiss
ebenso interessant und belehrend für die monumentale Kunst im Allge-
meinen, wie charakteristisch für die Zeiten sein, in welchen verschiedene
Generationen der vorzüglichsten Künstler des Vaterlandes bestrebt waren,
dem Ruhme des Vaterlandes ihre besten Kräfte zu widmen. Schon un-
mittelbar nach Friedrichs des Grossen Tode begannen_ die Entwürfe für
ein solches Denkmal. Am Lebendigsten erscheinen diese Bemühungen in
zwei grossen Concurrenzen, welche für diesen Zweck auf Befehl seines
Nachfolgers, Friedrich Wilhelms ll., eingerichtet wurden. Die eine Con-
currenz fand im Jahre 1791 statt; es erschien hier eine Reihe von Ent-
würfen, welche den König in einer Reiterstatue, zumeist mit verschieden-
artigen Reliefs auf dem Piedestal, darstellten. Bedeutender war die zweite
Concurrenz, welche im Jahr 1797 eröffnet wurde; bei den Arbeiten, die
für diese geliefert wurden; war die Absicht vorherrschend, die bildliche
Darstellung des Königs durch eine würdige Umgebung von dem lauten
Verkehr der Strasse abzusoudern, ihr gewissermaasseu ein cignes Heilig-
thum zu erbauen und dasselbe mit anderweitigen Bildwerken, die grossen
Thaten des Königs darstellend, auszuschmücken. Die Entwürfe gehörten
somit vorzugsweise dem Bereiche der Architektur an; es waren Tempel
im Charakter des classischen Alterthums, in denen, an der heiligsteu Stelle,