Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

Denkmäl 
Den Schluss dieser Uebersicht von Schinkel's architektonischen Ent- 
würfen mache ich mit denjenigen, welche für rein monumentale 
Zwecke gearbeitet sind. In diesen Werken, welche zunächst natürlich 
nur die Bestimmung hatten, dem Beschauer als ein freies künstlerisches 
Gebilde, ohne irgend einen materiellen Zweck, gegenüber zu treten, war 
dem Architekten die Gelegenheit gegeben, seine Eigenthümlichkeit eben- 
falls am Freisten, am'Unabhängigsten zu entwickeln. Und wiederum 
finden wir hier (bis auf eine einzelne Ausnahme) eine entschiedene Aneig- 
nung der griechischen Bauformen, so dass sich gerade an ihnen die classi- 
sche Richtung Schinkefs in ihrer schärfsten Consequenz  aber immer 
mit derjenigen Selbständigkeit, auf die ich bereits oben hingedeutet habe, 
 ausspricht. Mit der Architektur tritt übrigens an diesen Werken die 
bildende Kunst in die unmittelbarste Wechselbeziehung, und auch die 
letztere zeigt, harmonisch mit jener, eine vollkommen classische Behand- 
lungsweise. 
Einen eigenthümlichen und den wichtigsten Cyklus unter diesen Ent- 
würfen machen diejenigen aus, welche für ein in Berlin zu errichtendes 
grossartiges Denkmal Friedrichs des Grossen bestimmt" sind. Doch 
gehört der Gedanke, dem Begründer des preussischen Glanzes in der 
Hauptstadt seines Reiches ein Denkmal zu setzen, welches, wenn der 
Zweck desselben auch nicht füglich dahin auszusprechen wäre, dass es 
die Erinnerung an seine Thaten festhalten sollte (denn dessen bedarf es 
nicht füglich), sondern eben nur dazu dienen sollte, der Verehrung der 
Nachkommen eine der Grösse dieser Verehrung angemessene Stätte zu bie- 
ten,  dieser Gedanke gehört nicht allein der jüngsten Zeit an. Oft und 
immer aufs Neue und immer von mannigfach verschiedenen Gesichtspunk- 
ten aus ist dieser Gegenstand in Berathung gezogen worden, und es dürfte 
eine Geschichte der dahin einschlagenden Arbeiten und Entwürfe gewiss 
ebenso interessant und belehrend für die monumentale Kunst im Allge- 
meinen, wie charakteristisch für die Zeiten sein, in welchen verschiedene 
Generationen der vorzüglichsten Künstler des Vaterlandes bestrebt waren, 
dem Ruhme des Vaterlandes ihre besten Kräfte zu widmen. Schon un- 
mittelbar nach Friedrichs des Grossen Tode begannen_ die Entwürfe für 
ein solches Denkmal. Am Lebendigsten erscheinen diese Bemühungen in 
zwei grossen Concurrenzen, welche für diesen Zweck auf Befehl seines 
Nachfolgers, Friedrich Wilhelms ll., eingerichtet wurden. Die eine Con- 
currenz fand im Jahre 1791 statt; es erschien hier eine Reihe von Ent- 
würfen, welche den König in einer Reiterstatue, zumeist mit verschieden- 
artigen Reliefs auf dem Piedestal, darstellten. Bedeutender war die zweite 
Concurrenz, welche im Jahr 1797 eröffnet wurde; bei den Arbeiten, die 
für diese geliefert wurden; war die Absicht vorherrschend, die bildliche 
Darstellung des Königs durch eine würdige Umgebung von dem lauten 
Verkehr der Strasse abzusoudern, ihr gewissermaasseu ein cignes Heilig- 
thum zu erbauen und dasselbe mit anderweitigen Bildwerken, die grossen 
Thaten des Königs darstellend, auszuschmücken. Die Entwürfe gehörten 
somit vorzugsweise dem Bereiche der Architektur an; es waren Tempel 
im Charakter des classischen Alterthums, in denen, an der heiligsteu Stelle,
	        
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