Schi:
nkePs
im
Werke
antikem
Architekturstyl.
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ein mehr monumentales Ansehen gewinnt. Auch ist hier der geschmack-
volle Umbau des alten Johanniter-Ordens-Palais zu Berlin zu einem
Palais für den Prinzen Karl (Heft XXVlH) zu erwähnen.
Eine Reihe andrer Bauwerke, deren Anlage von Schinkel entworfen
wurde, konnte, ihrer Bestimmung gemäss, nicht einen ähnlichen Reich-
thum der architektonischen Formen wie die vorgenannten Gebäude ent-
wickeln. Bei ihnen machen somit die griechischen Elemente sich theils
nur mehr in der Fassung des Ganzen, theils in gewissen hervorgehobenen
Einzelheiten bemerklich; es wird über sie, für den Zweck dieser Ueber-
sieht, an kürzeren Andeutungen genügen. Doch kann ich mir nicht ver-
sagen, hier vorerst noch einen Entwurf hervorzuheben, den ich, wenn er
im Ganzen auch nur einfach gehalten ist, doch zu den schönsten Arbeiten
SchinkePs rechnen muss, und der um so mehr zu berücksichtigen sein
dürfte, als er leider nicht zur Ausführung gekommen ist. Ich spreche
von seinem Entwurfe für das Gebäude der Singakademie zu Berlin
"(Heft III). Die Faeade erscheint in den einfachsten Formen: nichts als
die ruhige Masse der Wand mit ihren Sockel- und Krönungsgesimsen,
die nur durch den Pilnsterbau des Portals, sowie durch ein breites Feld
mit einer Inschrift unterbrochen wird, und über der sich ein griechischer
Giebel mit Sculpturen und mit der Dekoration der Akroterien erhebt.
Aber es ist in diesen einfachen Verhältnissen ein feierlicher Wohllaut, in
den Verzierungen des Portals und des Giebels eine ernste Anmuth, welche
die würdigste Vorbereitung auf den Genuss, den die inneren Räume darzu-
bieten bestimmt waren, gewähren mussten. Dasselbe Gefühl wiederholt
sich bei der Betrachtung des grossen, für die Aufführungen geistlicher Musik
bestimmten Saales, dessen Architektur aus einer klaren dorischen Säulen-
stellung besteht, die sich, die Tribünen von dem Hauptraume sondernd,
an allen Seiten des Saales umherzieht. Leider macht das Gebäude, wel-
ches für die Zwecke der Singakademie zur Ausführung gekommen ist, die
einfache Schönheit des SchinkePschen Planes nicht vergessen. Neben
dem letzteren sind sodann hervorzuheben: die Anlage der neuen Paekhof-
gebäude zu Berlin (Heft XXI), ein Ganzes von eigenthümlich malerischer
Gruppirung, das vorderste Gebäude mit reichem Giebelschmucke versehen;
die Sternwarte von Berlin (Heft XXV) ebenfalls, den Bedürfnissen ge-
mäss, von malerischer Anlage und mit zierlicher Giebelkrönung der Haupt-
fronte; die Facade der Artillerieschule zu Berlin (Heft Ill), durch eine
kräftig vertretende korinthische Pilasterstellung vor den Gebäuden eines
gewöhnlichen Ranges ausgezeichnet; die Verlängerung der Wilhelms-
strasse zu Berlin (Heft III), das Casinogebäude zu Potsdam (Heft XII),
verschiedene bürgerliche Wohnhäuser (Heft IX u. X), besonders das des
Ofenfabrikanten Feilner zu Berlin (Heft XVIlI), dessen Facade ganz aus
gebrannten Steinen ohne Putz ausgeführt und mit dem grössten Rciehthum
Zierliche! Ürnamente desselben Materials versehen ist. ; In allen diesen
Gebäuden (denen noch sehr viele andre, von Schinkel nicht herausgege-
bene Entwürfe zugezählt werden müssen), sind es wiederum, wie bemerkt,
die klaren, einfachen Linien, die ruhigen Verhältnisse der classischen
Kunst, welche das an ihnen hervortretende künstlerische Element charak-
terisiren; auch sie geben Zeugniss für die eigenthümliche Richtung Schin-
kePs und für die ansprechende Anwendung derselben auf heutiges Be-
dürfniss.