Schinkel
Werke
antiken
Architekturstyl.
321
zwanzig Säulen umher, deren Gebälk und Decke eine offene Gallerie bilden.
Die Säulen zeigen die edelste Durchbildung jener seltenen griechisch-
korinthischen Ordnung, in der sich die freie Anmuth der Dekoration und
die Strenge des architektonischen Gesetzes in reinem Ebenmaasse durch-
dringen. Farbiger Schmuck giebt den Gliederungen IhÄES (äebälkesbReich-
thum und Bewe un" und führt das Auge empor zu en lemit ü erein-
stimmenden, ingwzfrmen Farbenlönen ausgemalten Kassetterü dhtals Kurgiel-
gewölbes, während die Wand hinter den Säulen in einem ü eren rau
gehalten ist, aus dem sich die zwischen den Säulen aufgestellten Mar-
morbilder feierlich hervorheben. Der Aufenthalt in diesem Raume 1st
von dem wohlthuendsten Eindrücke auf das Gefühl des Beschauers; der
Contrast zwischen der ruhigen Erhabenheit des Gewölbes und dem rhyth-
misch bewegten Spiele der Säulenstellung ist in einer durchaus harmoni-
schen Weise gelöst. Für die Aufstellung griechischer Götterbilder konnte
kein günstigerer Raum erdacht werden. Aber auch die übrigen Säle,
welche eine reicher durchgebildete Architektur haben, ich meine die
grossen Säle für anderweitige Sculpturen, deren Decken durch Säulenstel-
Jungen getragen werden, zeigen die eben so sichere wie freie Weise, mit
der sich Schinkel in dem Elemente der griechischen Kunst bewegt. Er
hat für diese Säulenstellungen (über denen nicht, wie bei den Portiken
der eigentlich griechischen Architektur, die ganzen Massen des im Aeus-
sern nothwendigen Gebälkes ruhen) ein eigenes, zierlich compcnirtes Ka-
pitäl erfunden. Die Säulen haben ungefähr die Verhältnisse der ionischen
Ordnung, aber ihr Kapital hat nicht das charakteristische. imposante Kenn-
zeichen der Voluten; statt dessen sind die übrigen Haupttheile desselben
mit reicheren, feineren Ornamenten versehen. Diese Ornamente wechseln
je nach den verschiedenen Sälen, welche die Säulenstellungen einnehmen.
so, dass sich an ihnen eine Reihe eigenthümlich durchgebildeter Formen
für den genannten Zweck entwickelt. Es würde Zll Weit führen. Vvßlltß
ich noch auf die Menge anderweitiger Details eingehen, mit denen das
Gebäude des Museums durchweg geächmüclkt ist. uAiufhdas päaktisch Zwei:-
gemässe der Anlage einzugehen, a5 S10 VQYTE 1c IP er Filmlrelc n
Anordnung der Räöume für die Gemälde-Gallerie kund giebt, liegt ausser-
halb des Zweckes dieser Betrachtungen. S 1_ k 1 d_ F de
Das merkwürdißste Beis iel indess, wie cun e ie ormen ,r
griechischen Architektur für die heutigen Zwecke anzuwenden, Wiß er 3113
ihnen in freier Cembination ein cigenthümliches Ganze zu gestalten und
doch überall den consequentesten Organismus läiuächzäiüprir; weislsk bildet
das von ihm erbaute Schaus ielhaus zu er in et , ne s erster
und zweiter Folge). Die ganz? Architektur dieses Gebäudes ist um S0
merkwürdiger, als hier sehr schwierigen und verwickelten äusseren _Be-
stimmungen Genüge geleistet werden musste: das Gebäude sollte nicht
allein zu dramatischen Aufführungen dienen, es sollte zugleich eine iVlßllge
für die Theaterökonomie nothwendigcr Räume (namentlich Pro csä e von
bedeutender Dimension) und zugleich ein grossartiges Fest- und Concert-
Lokal in sich fassen; dabei war die Ümgrenzung desselben bestimmt vor-
gezeichnet. Jene verschiedenen Bedingungen aber waren es gerade, denen
gemäss der Architekt eine eigenthümlich grossartige Hauptanlage für diesen
Bau zu gewinnen wusste, indem er denselben in drei 'l'he1le sonderte. den
mittleren (für das Theater bestimmten) Theil zu bedeutenderer Höhe empor-
Kugler, Kleine Schriften. lll. 21