Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

Schinkel 
Werke 
antiken 
Architekturstyl. 
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zwanzig Säulen umher, deren Gebälk und Decke eine offene Gallerie bilden. 
Die Säulen zeigen die edelste Durchbildung jener seltenen griechisch- 
korinthischen Ordnung, in der sich die freie Anmuth der Dekoration und 
die Strenge des architektonischen Gesetzes in reinem Ebenmaasse durch- 
dringen. Farbiger Schmuck giebt den Gliederungen IhÄES (äebälkesbReich- 
thum und Bewe un" und führt das Auge empor zu en lemit ü erein- 
stimmenden, ingwzfrmen Farbenlönen ausgemalten Kassetterü dhtals Kurgiel- 
gewölbes, während die Wand hinter den Säulen in einem ü eren rau 
gehalten ist, aus dem sich die zwischen den Säulen aufgestellten Mar- 
morbilder feierlich hervorheben. Der Aufenthalt in diesem Raume 1st 
von dem wohlthuendsten Eindrücke auf das Gefühl des Beschauers; der 
Contrast zwischen der ruhigen Erhabenheit des Gewölbes und dem rhyth- 
misch bewegten Spiele der Säulenstellung ist in einer durchaus harmoni- 
schen Weise gelöst. Für die Aufstellung griechischer Götterbilder konnte 
kein günstigerer Raum erdacht werden.  Aber auch die übrigen Säle, 
welche eine reicher durchgebildete Architektur haben,  ich meine die 
grossen Säle für anderweitige Sculpturen, deren Decken durch Säulenstel- 
Jungen getragen werden, zeigen die eben so sichere wie freie Weise, mit 
der sich Schinkel in dem Elemente der griechischen Kunst bewegt. Er 
hat für diese Säulenstellungen (über denen nicht, wie bei den Portiken 
der eigentlich griechischen Architektur, die ganzen Massen des im Aeus- 
sern nothwendigen Gebälkes ruhen) ein eigenes, zierlich compcnirtes Ka- 
pitäl erfunden. Die Säulen haben ungefähr die Verhältnisse der ionischen 
Ordnung, aber ihr Kapital hat nicht das charakteristische. imposante Kenn- 
zeichen der Voluten; statt dessen sind die übrigen Haupttheile desselben 
mit reicheren, feineren Ornamenten versehen. Diese Ornamente wechseln 
je nach den verschiedenen Sälen, welche die Säulenstellungen einnehmen. 
so, dass sich an ihnen eine Reihe eigenthümlich durchgebildeter Formen 
für den genannten Zweck entwickelt.  Es würde Zll Weit führen. Vvßlltß 
ich noch auf die Menge anderweitiger Details eingehen, mit denen das 
Gebäude des Museums durchweg geächmüclkt ist. uAiufhdas päaktisch Zwei:- 
gemässe der Anlage einzugehen, a5 S10 VQYTE 1c IP er Filmlrelc n 
Anordnung der Räöume für die Gemälde-Gallerie kund giebt, liegt ausser- 
halb des Zweckes dieser Betrachtungen. S 1_ k 1 d_ F de 
Das merkwürdißste Beis iel indess, wie cun e ie ormen ,r 
griechischen Architektur für die heutigen Zwecke anzuwenden, Wiß er 3113 
ihnen in freier Cembination ein cigenthümliches Ganze zu gestalten und 
doch überall den consequentesten Organismus läiuächzäiüprir; weislsk bildet 
das von ihm erbaute Schaus ielhaus zu er in et , ne s erster 
und zweiter Folge). Die ganz? Architektur dieses Gebäudes ist um S0 
merkwürdiger, als hier sehr schwierigen und verwickelten äusseren _Be- 
stimmungen Genüge geleistet werden musste: das Gebäude sollte nicht 
allein zu dramatischen Aufführungen dienen, es sollte zugleich eine iVlßllge 
für die Theaterökonomie nothwendigcr Räume (namentlich Pro csä e von 
bedeutender Dimension) und zugleich ein grossartiges Fest- und Concert- 
Lokal in sich fassen; dabei war die Ümgrenzung desselben bestimmt vor- 
gezeichnet. Jene verschiedenen Bedingungen aber waren es gerade, denen 
gemäss der Architekt eine eigenthümlich grossartige Hauptanlage für diesen 
Bau zu gewinnen wusste, indem er denselben in drei 'l'he1le sonderte. den 
mittleren (für das Theater bestimmten) Theil zu bedeutenderer Höhe empor- 
Kugler, Kleine Schriften. lll. 21
	        
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