SchinkßYs Werke
antiken
Architekturstyla.
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mige Halle hervor, welche in der Form eines dorischen Porticus von zwei
Reihen Säulen gebildet ist. Dieser Porticus macht allerdings den vorzüg-
lichsten Schmuck des Gebäudes aus, ist dem Ganzen aber in Höhe und
Breite untergeordnet und bestimmt keineswegs allein den Haupteindruck,
den dasselbe auf den Beschauer hervorbringt. In dem Gebälk des Por-
ticus hat Schinkcl eine eigenthümliche Einrichtung getroffen: statt der
strengen Form der Triglyphen nemlich sind in dem Friese, über jeder
Säule, schwebende Victoriengestalten in l-lautrelief, auch in das Gesimse
desselben einige feinere Verzierungen. als gewöhnlich angebracht. YVic
das Gebäude gegenwärtig vor unsern Augen steht, erscheint die Behand-
lung der dorischen Ordnung zwar nicht ganz harmonisch; die zierlichen
Gestalten der Victorien entsprechen nicht ganz den starken Massen der
übrigen Bautheile. Die Entwürfe indess belehren uns, dass dieser Miss-
stand nicht in Schinkells ursprünglicher Absicht lag; seine Zeichnung giebt
auch in dem (gegenwärtig leeren) Giebelfelde eine reiche, vortrefflich ge-
dachte plastische Composition an kriegerische Scenen, in der Mitte die
Göttin des Sieges, den Kampf lenkend, wodurch natürlich die Victo-
rien im Friese nicht mehr als ein vereinzelter, willkürlicher Schmuck
dastehen. 1) Das Ganze des Gebäudes vereinigt in solcher Weise Ernst,
Festigkeit und Kraft mit derjenigen reicheren Pracht, welche der Haupt-
wache einer königlichen Residenz und den glänzenden Umgebungen, unter
denen sie aufgeführt wurde, entsprechend ist. Das Gebäude der Schloss-
wache zu Dresden (Heft XXlll.) gestattete nicht eine ähnliche bedeutende
Hauptanlage, indem hier eine Menge ungünstiger äussercr Bedingungen zu
überwinden war; doch zeigt sich in der Weise, wie das Widerstrebende
gleichmässig und ohne Zwang in die grossen, klaren Linien des griechi-
schen Styles eingefasst wurde, eine merkwürdige Meisterschaft. Der
Haupttheil des Gebäudes ist mit einem Porticus von reicher ionischer
Ordnung geschmückt, der wiederum (auch mit den dekorirenden Theilen)
als das schönste Muster griechischer Architektur erscheint; ihm lehnen sich
zu den Seiten zwei niedrigere Flügel an. Durch letztere Einrichtung ist
demGanzen eine eigenthümlich ansprechende malerische Wirkung gesichert.
Zu SchinkePs grossartigsten Bauanlagen gehört unstreitig die des M u-
seums zu Berlin (Heft VI und XVII.). Schon die dem Baue vorange-
gangenen Unternehmungen, die nicht bloss im wörtlichen Sinne des
Wortes den Grund und Boden für das Gebäude schaffen mussten, son-
dern die überhaupt zur Vollendung des schönsten Stadttheiles von Berlin
unter sehr erschwerenden Verhältnissen wesentlich beitrugen, geben ein
interessantes Zeugniss für die Energie seiner baukünstlerischen Thätigkeit.
Die Anlage des Gebäudesselbst erscheint im Ganzen sehr einfach, gross-
artige Hßllptformen fassen die zwiefachen Geschosse auf eine würdevolle
Weise zusammen und geben ihnen das Gepräge der Einheit. Der Charak-
ter dleser Hauptformen wird durch die Architektur der Facade bestimmt,
welche aus einer Halle von achtzehn kolossalen ionischen Säulen und den
correspondirenden Wandpfeilern auf beiden Seiten besteht. Was die Schön-
heit dieser Säulellhane anbeiüflli, in der sich der ionische Baustyl in
seinem grössten Reichthume und mit der zartesten Durchbildung alles De-
tails entwickelt, so ist hierüber, wie es scheint, keine weitere Auseinan-
dersetzung nöthig; auch in diesen Formen spricht sich aufs Neue der
Das
Giebelfeld
hat
bildnv
später seine
ische
Ausstattung
erhalte!