Karl
Friedrh
hinke]
im Jahre 1804 Neapel und Sicilien, und kehrte im folgenden Jahre über
"Frankreich nach Berlin zurück. Welche läinwirkung das Studium der
Monumente der classischen Architektur auf ihn haben musste, brauchthier,
wie es scheint, nicht weiter ausgeführt zu werden. Zugleich veranlassten
ihn die schönen Gegenden des Südens, besonders die von Sicilien, zu
mannigfachen landschaftlichen Studien, von denen noch gegenwärtig seine
Mappen ein interessantes Zeugniss geben. Ebenso unterliess er nicht, für
die bildliche Darstellung der menschlichen Gestalt Studien nach den Ge-
mälden der grossen Meister, besonders Raphaels, nach den parthenonischen
Scnlpturen, auch unmittelbar nach dem Leben, zu machen. Als ein charak-
teristischer Ztig mag es ferner anzuführen sein, dass Schinkel, inmitten
dieser künstlerischen Beschäftigungen und unter den Reizen des südlichen
Lebens, das Bcdürfniss nach einer strengeren Geistesnahrung empfand,
wozu ihm die Werke Fichtes die er mit auf die Reise genommen, Gele-
genheit boten. Später war Schinkel ein eifriger Zuhörer von Fichte.
Völlig ausgerüstet, um das Bedeutendste in seinem eigenthümlichen
Fache beginnen zu können, war Schinkel nach Berlin zurückgekehrt.
Aber die Zeitverhältnisse sollten auch über ihn eine Prüfung heraufführen;
die Ereignisse, die mit dem Jahre 1806 begannen, traten allen bedeuten-
deren architektonischen Unternehmungen in Preussen hemmend in den
NVeg. Schinkcl wusste indess den Reichthum seines Talentes nach einer
andern Seite zu benutzen; er ward Lanrlschaftsmaler. und eine Reihe der
merkwürdigsten Erscheinungen in diesem Fache der Kunst verdankt den
traurigen Verhältnissen der Zeit ihre lüntstehting. Seine landschaftlichen
Gemälde fanden bald Anerkennung. Vieles malte er für Gneisenau, der
an diesen Arbeiten das lebhafteste lnteresse nahm und mitten aus dem
Lager und dem Getöse der Waffen mit ihm über alle Einzelheiten des
Auszuführende-n correspondirte. Auf lebendige Weise hatte er in diesen
Bildern die besondern Eigenthümlichkeiten der Natur (das Klimatische)
mit denen des Werkes der Menschenhand (vornehmlich der Architektur)
zu einem charaktervollcn Ganzen zu verschmelzen gewusst. Dies führte
ihn dahin. auch grössere, für die öffentliche Schau bestimmte Darstellungen
ähnlicher Art, in derjenigen Richtung, in welcher die spätere Dioramen-
Malerei so interessante Erfolge gehabt hat, zu bearbeiten; noch gegen-
wärtig wird der wundersame Reiz, den er in solche Darstellungen zu legen
gewusst, von denen, welche dieselben zu sehen Gelegenheit hatten, höch-
lichst gerühmt. Neben andern Bildern werden vornehmlich ein Paar grossq;
Ansichten des Inneren der Peters-Kirche zu Rom und des Domes von
Mailand hervorgehoben; sodann Darstellungen der sieben Wunderwerke
der Welt; vor allen aber ein förmliches Panorama von Palermo, welches
er in Oel gemalt und in sechs Wochen beendet hatte. Es darf übrigens
wohl mit Zuversicht ausgesprochen werden, dass auch diese Periode seiner
künstlerischen Thätigkeit, abgesehen von der selbständigen Bedeutung der
eben genannten Arbeiten, auf die Entwickelung seines 'l'alentes nur för-
dernd eingewirkt haben kann. Die freie Beweglichkeit seiner Phantasie
hätte sich vielleicht, Wäre er statt solcher Beschäftigungen gleich von
strengeren Berufsarbeiten in Anspruch genommen werden, minder glän-
zend entwickelt. Und fast ist es wunderbar, dass er sich dennoch eine
so gemessene Strenge des architektonischen Systems bewahrt hat, wie aus
all seinen späteren Werken ersichtlich wird.