Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Karl 
Friedrich 
Schinkol. 
war, ward der Erde übergeben. Er war von uns geschieden; aher wir 
fanden Trost und Beruhigung in dem Gefühle, dass fttr ihn ein neuer 
Tag angebrochen war, und wir vermochten cs, das Bild, das er von sich 
in unserm Geiste hinterlassen, wiederum rein und ungetrübt anzuschauen. 
Wenigen Menschen war so, wie ihm, das Gepräge des Geistes aufge- 
drückt. Was in seiner Erscheinung anzog und auf wunderbare Weise 
fesselte, darf man nicht eben als eine Mitgift der Natur bezeichnen. Schin- 
kel war kein schöner Mann; aber der Geist der Schönheit, der in ihm 
lebte, war so mächtig und trat so lebendig nach aussen, dass man diesen 
Widerspruch der Form erst bemerkte, wenn man seine Erscheinung mit 
kalter Besonnenheit zergliederte. In seinen Bewegungen war ein Adel 
und ein Gleichmaass, in seinem, Munde ein Lächeln. auf seiner Stirn eine 
Klarheit, in seinem Auge eine Tiefe und ein Feuer, dass man sich schon 
durch seine blosse Erscheinung zu ihm hingezogen fühlte. Grösser aber 
noch war die Gewalt seines Wortes, wenn das, was ihn innerlich beschäf- 
tigte, unwillkürlich und unvorbereitet auf seine Lippen trat. Dann ilifne- 
ten sich die Pforten der Schönheit; die tausend und aber tausend hem- 
menden Schrauken, welche das Leben des Tages aufgestellt hat, verloren 
mehr und mehr an Kraft, bis sie zuletzßgänzlich zu verschwinden schie- 
nen; die Bilder eines idealen Lebens, wie wir uns Griechenland in den 
Zeiten seiner schönsten Blüthe so gern vorstellen, zogen klar und beseli- 
gend an uns vorüber; bis das Gespräch zum Schlusse dennoch auf die 
Anforderungen des Tages zurückkehren musste und in wehmüthigen 
Akkorden der Sehnsucht verklang. Ich habe zu Schinkel nicht in 
einem näheren Verhältnisse gestanden; doch habe ich zuweilen das 
Glück gehabt, dass er mich einer vertraulichen Unterredung solcher 
Art würdigte. Könnte ich jetzt wiedergeben, was er in jenen Stunden zu 
mir gesprochen! Wohl hat mich's schon mehrfach bitter gereut, dass ich 
nicht unmittelbar nach diesen Gesprächen die Feder zur Hand genommen 
und getreulich aufgezeichnet habe, was mir von seinen Worten im Ge- 
dächtniss geblieben war. Jetzt würde ich unbedenklich allzuviel des Mei- 
nigen hinzuthun. Der Eindruck, den die schönsten Stellen in Winckel- 
mann's Schriften nach dem Lesen in uns hinterlassen, giebt ungefähr einen 
Begriff der Stimmung, welche durch SchinkePs Worte angeregt wurde. 
SchinkePs äusseres Leben erscheint uns, etwa mit Ausnahme seiner 
früheren Jahre, einfach als das eines Geschäftsmannes, der freilich durch 
die Ueberlegenheit seines Geistes schnell von Stufe zu Stufe emporstieg. 
Um so reicher jedoch ist unbedenklich sein inneres Leben gewesen. Den 
Eutwickelungsgang seines Inneren, seines Geistes und seines Talentes zu 
verfolgen, müsste für uns im höchsten Grade anziehend und belehrend 
sein; aber eine Darstellung solcher Art kann nur von Denjenigen gegeben 
werden, welche ihm nahe genug standen, um ihn in der geheimen Werk- 
stätte seines SchalTeDS zu beobachten, und denen er willig sein Inneres 
erschloss. Dann lässt sich's fast mit Zuversicht voraussetzen, dass es für 
solche Darstellung auch nicht an mancherlei wichtigen schriftlichen Urkun- 
den, Briefen u. dergl. mangeln werde. Zwar war Schinkel vor Allem 
Künstler, und er wird sich als solcher am liebsten des Stiftes und des 
Pinscls bedient haben, um seine Gedanken auszusprechen; zugleich aber 
war er auch der Feder mächtig, wie man es bei den Künstlern nicht 
häufig findet; ein Paar Aufsätze, deren am Sehlusse der folgenden Be- 
trachtungen gedacht ist, geben dessen ein sehr gültiges Zeugniss. Möge
	        
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