Architektur.
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Die Blätter der ersten Lieferung sind von Künstlern der Düsseldorfer
Schule gearbeitet. Wir sehen darin zuerst ein lebenvolles Waldbild vQn
Joh. Wilh. Schirmer, knorrige mächtige Eichen darstellend, die ihre
Wurzeln in einen heimlich umschlossenen Schilfsee hinabstrecken, ein
Blatt, das eine freie und kühne Führung der Nadel zeigt und besonders
im Vorgrunde von grosser Wirkung ist. Darauf folgt eine Arabeske von
A. Schrödter: Don Quixote, der auf seiner Rozinante. die Schafheerde
verfolgend, durch kunstreich verschlungene Rankengewinde hinsaust,
einen neuen Beleg für die geniale Grösse des Schrödterschen Humores
und für seine Meisterschaft im Fache der Radirung bietend. Das dritte
Blatt, "Friedrich mit der gebissenen Wange auf der Flucht von der Wart-
bixrg", ist von L. Haach gearbeitet; eine historische Composition, die
eine glückliche Folge der durch Lessing eröffneten Richtung ankündigt,
mit sparsamen Mitteln für eine malerische Wirkung wohl angelegt, doch,
wie es scheint, im Aetzen nicht genügend abgetont. Die zweite Lie-
ferung führt uns Künstler der Münchner Schule vor. Zuerst ein sehr
geistreiches und zart radirtes Blatt von E. Neureuther, "Kupferplatte
und Scheidewasser", dessen Bedeutung durch das untergeschriebene Disti-
chou erläutert wird:
Schützen wohl magst du den Mund vor dem Geist aus ätzendem
Gegen den Kobold in ihm schiitzet kein Mittel deiu Bild_
Wasser:
Es enthält eine Genrescene, welche die Sorgen im Momente des Aetzens
lebendig darstellt; aus der Arabeskencinfassung entwickeln sich phanta-
stische Dämonen, die den glücklichen Erfolg der Arbeit bedrghen. Das
zweite Blatt, „der Klosterbrunnen", von W. Gail, stellt eine Sccne des
spanischen Lebens vor; auch dies ist mit grosser Meisterschaft behandelt
und bringt eine ansprechende malerische Wirkung hervor. Den Beschluss
macht ein Viehstück von L. Habenschaden, trefflich und mit feinem
Gefühle gezeichnet, nur vielleicht etwas zu rauh geätzt, wenigstens was
den landschaftlichen Hintergrund anbetrifft.
Wir wünschen dem schönen Unternehmen den glücklichsten Fortgang
und sind überzeugt, dass dem Verleger (der sich zugleich als Herausgeber
nennt) der entschiedene Beifall der Kunstfreunde nicht fehlen wird.
rchitekt
(Kunstblatt
1341,
Uns liegen so eben verschiedene auf Stein gezeichnete Bauzeichnnngen
von Kirchen vor in Grund- und Aufrissen, in Durchschnitten und man-
nigfachen Details, welche Hr. v. Lassaulx entworfen und in der
Umgegend von Koblenz zur Ausführung gebracht hat. Es ist eine sehr
erfreuliche Erscheinung, in diesen sämmtlichen Entwürfen (es sind deren
acht) ein und dasselbe architektonische Princip durchgeführt zu sehen,
wenn dasselbe auch auf mannigfaltige Weise, je nach (1011 vürhandenen
Mitteln und Bedürfnissen, modificirt erscheint. Es spricht sich darin eben