Ein
über
das
Denkmal des
Gheruskers
Hermann
299
Die Aufgabe, welche der Verfasser bearbeitet hat, gehört zu den sel-
tenen Gelegenheiten, in welchen die Kunst der Architektur sich in ihrer
grossartigen Bedeutung vollständig entfalten kann; für eine Handelsstadt
ist das Börsengebäude das Palladium, das auch in seiner äussern Erschei-
nung die Macht der das öffentliche Leben bewegenden Interessen verkör-
pert darstellen muss. Dem Verfasser ist die Bearbeitung seiner Aufgabe
in schönstem Maasse gelungen; seine Entwürfe gehören zu den gediegen-
sten Leistungen der modernen Architektur; ihre Ausführung würde der
Vaterstadt des Architekten die edelste Zierde, das würdigste Andenken
der Gegenwart für die folgenden Geschlechter gegeben haben. Es fehlt
der Kunst unseres Tages nicht an den vorzüglichsten Talenten; aber im
Publikum so reich es auch an Privat-Liebhabereien ist findet sich
nur in sehr seltenem Falle der Sinn für die öffentliche Bedeutung der
Kunst, ohne welche diese Talente, und mit ihnen die ganze würdigere
Gestaltung des öllentlichen Lebens, nicht zu ihrer schönsten Entwickelung
geführt werden können.
Einige Worte
über
das Denkmal
des
Ilermann.
Cheruskers
(Kunstblatt
1838,
Die deutschen Zeitungen haben seit einiger Zeit von dem kolossalen
Denkmale berichtet, welches dem Vernichter der römischen Legionen in
der Gegend seines grossen Sieges, auf dem höchsten Gipfel des Teutobur-
ger Waldes. errichtet werden soll. Die Idee findet, wie es scheint, einen
ernten Anklang im deutschen Volke, und es dürfte die Hoffnung, ein Mo-
nument von so grossartigcr nationaler Bedeutung ausgeführt zu sehen,
nicht, wie so manch ein Unternehmen ähnlicher Art. unerfüllt bleiben.
Aufforderungen, sowie Lithographieen und Umrisse nach dem von dem
Bildhauer Ernst von Bandel gefertigten Modell zu diesem Denkmale,
sind mannigfarh verbreitet worden; Vereine zur Sammlung von Geldbei-
trägen haben sich gebildet und scheinen ihre Wirksamkeit nicht ohne
Erfolg anzutreten. Möge es auch dem Kunstfreunde vergönnt sein, ein
Wort über dies Unternehmen öffentlich auszusprechen.
Wir können der ldee des Unternehmens überhaupt, auch der Art
und Weise, wie das Monument, den Hauptintentionen nach, von dem
Künstler gedacht ist, unsre lebhafteste Anerkennung nicht versagen. Dass
Dellfsfihlalld denjenigen Moment, da sein Volk zuerst in das Leben der
Weltgeschichte eintrat, dass es den Helden, der in diesem Momente sein
Führer war, durch ein würdevolles Denkmal feiere, bedarf keiner Recht-
fertigung, so lange überhaupt die hohe Bedeutung historischer Denkmäler
durch die materiellen Interessen des Lebens noch nicht ganz verdunkelt
ist. Dass man dies Denkmal auf hohem Bergesgipfel, kolossal auf mäch-
tigem Unterbau emporragend, errichte, dass es, in der Gegend jener ver-
lliingnissvollen läreignisse, weit dumrh die deutschen Gauen sichtbar sei.
im weiten [lmkreise an den ersten Glanzpunkt unsrer hier-Zeit erinnert,