Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Berichte, Kritiken 
Erörterungen. 
zuerst Gestalten, welche von der Schwere der körperlichen Natur noch 
nicht ganz befreit sind und langsam und nur durch Hülfe Anderer sich 
in die Lüfte emporheben. Dann ordnen sich die Schaaren, schöne adlige 
Gestalten, die im schnellen Zuge vorwärts brausen. Ueber und vor ihnen 
schwebt der Imperator, erhaben, voll klassischer Majestät, voll des Aus- 
druckes einer angeerbten, lang berechtigtenvHoheit und Macht; zwei 
schöne Knaben schweben zu seinen Seiten und stützen ihn unter den 
Achseln. Links oben wird das strahlende Kriegeszeichen des Kreuzes 
herbeigetragen und emporgerichtet; hoffend, voll freudiger Zuversicht, 
weisen die römischen Schaareti auf das Zeichen, in welchem, mehr als in 
der eignen Kraft, ihr Heil beruht, zurück. Zwischen den beiden Heer- 
führern entbrennt heftiger Kampf. Oberwärts, ein wenig entfernt, sieht 
man Hunnen, welche zu kühn voransgedrnngen sind und nun vor den 
gewaltigen Schlägen römischer Krieger angstvoll zurückweichen. Unter- 
wärts senkt sich ein wilder Knäuel des Handgemenges wie eine gewitter- 
schwere Wolke über der Mitte des Bildes nieder; in hastigem Entsetzen, 
wie vom Stürme zurückgetrieben, fliehen die Vordersten der Römer vor 
dem Schilde, welcher den König der Hunnen trägt. 
Diese Schilderung giebt nur die Hauptzüge des grossen Werkes; die 
mannigfach verschiedenartigen Individualitäten, welche dasselbe vorführt, 
die Durchführung des reich gegliederten Gedankens in allen einzelnen 
Gestalten, die Kraft und Freiheit der Bewegungen, die unwiderstehliche 
Wahrheit, mit welcher hier die traumhaft poetische Fiction auftritt, alles 
dies kann nicht durch das blosse Wort bezeichnet werden, indem dies bei 
der Charakteristik des Details doch nur ein unklares Bild hervorrufen 
würde. Nur im Allgemeinen mag es bemerkt werden, dass die beiden 
Grundcharaktere der dargestellten Figuren,  der des edlen, gebildeten 
Volkes der classischen Welt und der des wilden, noch durch keine höhere 
Sitte gebändigten Naturvolkes,  mit ebenso grosser Meisterschaft durchge- 
führt sind, wie in der Formenbildung überall die grösste Reinheit und Ge- 
messenheit, in der Bewegung überall die vollkommenste Klarheit und 
Naivetät, in der Gruppirung überall (und ganz besonders in den Aus- 
gängen der Gruppen) das lauterste Ehenmaass,  in jeder einzelnen Ge- 
stalt, in jeder Gruppe ebenso wie in dem Ganzen der Composition, der 
reinste, edelste Styl hervortritt. 
Im Einklange mit diesem vollendeten Style der Zeichnung steht es 
sodann auch, dass diese Composition nicht auf eine phantastische, über- 
raschende Lichtwirkung (wozu der Gegenstand nach andrer Auffassung 
allerdings hätte Anlass geben können) berechnet ist, sondern dass über 
das Ganze Sich ein gleichmässiges (wenn man will: conventionelles) Licht 
verbreitet, welches überall eine günstige. Entwickelung der Formen ge- 
stattet. Hieraus ergicbt sich von selbst, dass die Den-Stellung in ihrer 
gegenwärtigen, wenn auch farblosen, Ausführung gleichwohl als ein abge- 
schlossenes, in sich Vollendetes Werk zu betrachten ist, und dass es, wenn 
schon die Farbe noch ein neues, vielleicht sehr bedeutendes Element der 
Belebung hinzugetragcn haben würde, keinesweges als eine blossc Unter- 
malung, welche noch der weiteren Farben-, Licht- und Luft-Effekte mR 
Nothwendigkeit bedürftig wäre, zu betrachten ist. 
Wohl aber dürfte es in Frage kommen, ob nun diese höhere streng- 
stylistische Auflassung und Behandlung, diese Entäusscrung all jener 
wundersamen nächtlichen Effekte bei einem Gegenstande, dessen Inhalt
	        
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