Diu
llamuexxsclnlacht.
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im Verhältniss zu dem älteren, eine so bedeutsam erhöhte Wirkung giebt,
das ist vorzugsweise jene grössere Dimension und die der letzteren ange-
messene Ausführung. Es giebt Gegenstände so grossartigen, hoclitragischen
Inhalts, dass sie die volle Gewalt und Erhabenheit ihrer Existenz nur in
einem gleich grossartigen Maassstabe aussprechen können. So ist es eben
hier der Fall; und es war dieser grossartige Maassstab, wenn die Inten-
tionen des Künstlers dem Beschauer unmittelbar ergreifend gegenüber-treten
sollten, hier um so nothwendiger, als das Ganze des Werkes von mannig-
fachst widerstreitendcm Leben erfüllt ist, und in der kleineren Dimension
natürlich die Bedeutung des Einzelnen durch den , wenn auch übersicht-
lichen, Reichthum des Ganzen beeinträchtigt werden musste.
Wir lassen die Beschreibung des Bildes , wie uns dasselbe nunmehr
vor Augen steht, folgen. Veranlassung zu der Composition gab eine Sage
aus den Zeiten des untergehenden Alterthums, dass nemlich vor den Tho-
ren Roms eine wüthende dreitägige Schlacht zwischen Hunnen und Römern
geliefert worden, dass alle Kämpfer gefallen seien, dass aber die Geister der
Erschlagenen sich zu nächtlicher Weile wiederum erhoben und den Kampf
der neuen gegen die alte Welt mit unvertilgbarem Grimme fortgesetzt
hättenf) So sehen wir auf dem Bilde, am Horizont, die ewige Weltstadt
in ruhiger, dunkler Pracht liegen, mit ihren Mauern, Thoren und Zinnen
und mit den stolzen Denkmälern alter Herrlichkeit, unter denen wir das
Mausoleum Hadrians mit seinen luftigen Säulenkreisen und die Tempel
des Kapitels zu erkennen vcrmeinen. Der Boden ist, bis gegen ÖEIIVOT-
grund, mit einzelnen Leichen Erschlagener bedeckt, welche sich hier und
dort in luftigen Schaaren erheben und in die Nacht ltitiausschwirren. Zu-
nächst im Vorgrunde unterscheidet man auf der einen Seite die Römer,
auf der andern die nordischen Barbaren. Dort schwebt eine Gruppe römi-
scher Frauen, die sich krampfhaft umschlingen und emporzuschweben
beginnen; andre, welche hinter ihnen verzweifelt am Boden kauern; sie
begleiten das Schauspiel, welches sich über ihren Häuptern entwickelt, mit
einem tiefen Wehgesange. Eine der Frauen ist bemüht, einen schönen
römischen Krieger, der über sein Pferd gestreckt liegt, aus seinem tiefen
Schlafe zu erwecken. Neben diesem liegt, wunderbar schön, ein hunni-
scnes Weib mit ihrem Knaben; weiterhin eine andre, die eben erwacht zu
sein scheint und in blödem läntsetzen nach dem Gewimmel über ihr empor-
schaut. Zur äusscrsten Rechten ein älterer hunnischer Krieger, der, halb
aufgerichtet, noch zwischen Schlaf und Wachen schwankt. Andre Krieger
der Hunnen steigen hier in die Lüfte empor; die unteren erheben sich
noch mühsam, höher hinauf sind sie bereits gerüstet und fertig zur
Schlacht; noch höher begrüssen sie in wildem Geheul der Begeiste-
rung den Feldherrn, der sie zum Kampfe ruft. Dies ist Attila; in hef-
tigste? Bewegung, eine eherne Geissel zum zermalmenden Schlage schwin-
gend, steht er auf einem Schilde, welcher von andren schwebenden Gestalten
getragen wird. Aus der Ferne stürmen und winden sich immer neue
Schaaren, neue Züge kampflustiger Barbaren empor; in toller Lust reiten
einige auf dem Rücken römischer Sklaven heran. Aehnlich steigen auf
der entgegengesetzter: Seite die Sehaaren der Römer in den Kampf empor.
Auch hier, über der erwähnten Gruppe der klagenden Weiber, sehen wir
l) Die Erzählung der Sage findet sich bei Damascius,
Schriftsteller aus dem Anfange des sechsten Jahrhunderts.
einem
griechischen