Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Kritiken, 
Berichte, 
Erörterungen. 
dann Kaffeehäuser, wo die Türken, des kühlen Schattens sich erfreuend, 
in bequemer Ruhe zusammenkauern; Bazare, wo um die kostbaren Waa- 
ren gefeilseht wird; das Innere der Wohnungen, wo hier der Pascha, dort 
die Schönheiten des Harems, dort eine gefangene griechische Jungfrau auf 
den bequemen Polstern sitzen,  alles dies geht in bunter Reihe den 
Augen des Beschauers vorüber. Hier reizt das bunte, nachlässige Wesen. 
in welchem die Wohnungen neben oder übereinander gebaut sind, zu 
näherer Betrachtung; dort eigenthümlich kunstvollere Architekturen, theils 
einer frühen Vorzeit angehörig, theils aber auch die wunderlichen Aus- 
artungen des occidentalischen Haarbeutelstyles auf's Wunderlichste den 
orientalischen Formen anfügend; dort sind es die reichen Details des tür- 
kischen Kostüms, die süssen Gesichter der Frauen (die den englischen 
Zeichner zu verrathen scheinen), welche auf ein besondres Interesse An- 
spruch machen, oder auch die Einflüsse modern europäischer Bildung, die 
wenigstens an den vollständig durchgeführten Garde-Uniformen des Sul- 
tans, seiner hohen Umgebungen und seiner Soldaten sichtbar werden. Im 
Allgemeinen müssen wir indess bemerken, dass das ganze Werk wohl nur 
zu einer mehr flüchtigen Unterhaltung im Drawing-Room bestimmt ist: 
eine tiefere Poesie der Auffassung tritt selten hervor, und ebenso scheint 
auch jene schärfere Charakteristik, welche uns belehrend in die Erschei- 
nungen eines fremden Lebens einführen könnte, nicht sonderlich durch- 
gebildet zu sein. 
Die 
l-Iunnenschlacht. 
Cartou 
Grosser 
Wilhelm 
Kaulbach. 
(Museum 
1837, 
Der kleine Carton der Hunnenschlacht,  einer Composition, deren 
Ruhm aller Orten verbreitet ist  ist von Hm. Kaulbach im Auftrage 
des Grafen A. Raczynski in sehr grossem Maassstabe ausgeführt wer- 
den. Diese grössere Arbeit ist kürzlich in Berlin angekommen und in der 
prachtvollen, höchst geräumigen Gemälde-Gallerie des Grafen Ruczynski, 
in welcher sie die eine der beiden Seitenwände gänzlich ausfüllt, aufge- 
stellt. Die Composition ist indess auch hier nur, obgleich die Figuren im 
Vorgrund volle Lebensgrösse (wenn nicht eine noch grössere Dimension) 
haben, 1118 eine getuschte Zeichnung, mit brauner Oelfarbe auf der weiss- 
grundirten Leinwand, behandelt. 
Die ganze Darstellung ist in allem Wesentlichen eine Wiederholung 
des kleinen Cartons. Nur in einzelnen Gestalten sind Abänderungen an- 
gebracht. welche theils für die grössere Klarheit der Bewegung, für die 
reinere Melodie der Linienführung, theils für einen mehr harmonischen 
Abschluss und Sonderung der Gruppen günstig sind; nur einige Lücken, 
die bei der ungleich grösseren Dimension störend hervorgetreten sein 
würden, sind durch neue Gestalten ausgefüllt, die zugleich, wenn sie auch 
mehr oder minder untergeordnete Stellen einnehmen, mit Energie in die 
Gesammtwirkung der Composition eintreten. Was aber dem neuen Carton,
	        
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