das Studium
Uebßr
classischer
Km
lSt auf den
Gymnasien
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aber eine Museographie (nach eigenen Reisebemerktingen) hinzugefügt habe,
Dabei verstehe es sich, nach der Weise des Schulunterrichts, von selbst,
dass nach Abschluss eines jeden zusammengehörigcn Gebiets von Ansichten
und Schilderungen die Zuhörer durch Frage und Antwort, theilweise selbst
durch Veranlassung zum Zeichnen an der Tafel in Selbstthätigkeit gesetzt,
und zur klarern Auffassung des Ueberlieferten angeleitet worden seien.
"Warum (so schliesst der Verfasser seine Vorerinnerung) warum Gymna-
siasten, die ohnehin genug Lehr-Gegenstände betreiben müssen, auf ein
solches Gebiet geführt wurden, wird hoffentlich niemand fragen, der es
mit vielen Freunden des Alterthnms bedauert, dass es bis jetzt noch so
schwer ist, die Gymnasialjugend mit einer Seite des Alterthums bekannt
zu machen, welche so ausserordentlich interessant und selbst für die
höhere Weltbildung unabweislich ist."
Gewiss können wir das hierin gegebene Beispiel nur als ein höchst
erfreuliches betrachten, und wir müssen dies um so mehr, als aus den,
in demselben Programm enthaltenen "Verordnungen und Mittheilungeti
der vorgesetzten Hohen Behörden" hervorgeht, dass es mit dem ausdrück-
lichen Wunsche der letzteren im Einklange steht. (30. September 1834:
"Das Köuigl. Provinzial-Schul-Collegium eröffnet mehrere treftliche Vor-
schläge, wie auf eine zweckmässige Weise die Gymnasialjugend der oberen
Classen auch von Seiten der Kunst zu einer edlern, nicht bloss gramma-
tisch-philologischen Kenntniss des Alterthums eingeweiht werden können")
Wir möchten sogar auf diese Angelegenheit, rücksichtlich des Gymna-
sialunterrichts, noch ein grösseres Gewicht legen, als der Verfasser in den
oben angeführten Worten auszusprechen scheint. Denn jenes Ebenmaass,
jene Lauterkeit, jene Sammlung, mit einem Worte, jene reine ldealität der
classischen Kunst muss, ganz abgesehen von ihrer archäologischen Bedeut-
samkeit, ungleich erfolgreicher auf die Entwickelung edler Lebenssitte.
einen der schönsten Zwecke höherer Schulbildung, einwirken, als dies auf
anderem Wege zu erreichen ist. Die Beschäftigung mit der classischen
Poesie könnte Aehnliches leisten, aber eines Theils hat sie nicht dieselbe
Unmittelbarkeit, anderen Theils dient sie auf der Schule viel mehr dem
philologischen Studium, und selten nur dürfte beim Beginn des Jüngliugs-
alters eine solche Kraft gefunden werden, dass das ästhetische Studium
nicht das philologische (und umgekehrt) beeinträchtigen sollte. Gerade
hiefür aber würde die Beschäftigung mit der classischen Kunst den wohl-
thätigsten Ableiter geben, wobei freilich vorausgesetzt wird, dass es
nicht an genügenden Gegenständen der Anschauung, vornehmlich an Gyps-
abgüssen, mangle.
Jedenfalls wünschen wir dem Unternehmen des Verfassers, welches.
soviel wir wissen, in dem Gymnasialwesen noch sehr vereinzelt dasteht,
die ausgebreitetste Nachfolge, nicht minder aber auch überall eine gleich
ßrefüißhe Behandlung. Ohne Zweifel dürfte es für diesen Zweck, Sowie
für die Bekanntschaft mit dem Wesen classischer Kunst im weiterenKreise,
sehr günstig sein. wenn der Verf. den gesammten Cyklus seiner Vor-
träge dem Drucke übergäbe. Denn bezeichnet er dieselben zwar nur als
Farben-Skizzen zu weitiäuftigereu Gemälden, als die Grundlage zu einem
mehr ins Einzelne gehenden, freiern, vom Momente belebten und erwärm-
ten Vortrage, so ist doch auch schon diese Grundlage in den mitgetheil-
Kugler, [Kleine Schriften.