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Berichte,
Kritiker
Erörterungen
Denkmäler, wvelche den gefeierten Männern des Vaterlandes durch freiwil-
lig zusammengetragene Beiträge errichtet werden. ln ihnen sehen wir die
Kunst wiederum in ihrer höheren monumentalen Bedeutung anerkannt,
sehen wir eine Gelegenheit eröffnet, für die Werke der Kunst jene edlere
stylistische Behandlung, welche allein vor Willkür und Manier schützt.
wiederzugewinnen, nicht minder eine Gelegenheit für die Künstler, ihre
Kräfte am würdigsten Gegenstande zu prüfen und zu entwickeln.
Auffallend aber muss es uns erscheinen, wenn ein Theil dieser, der
Ehre des deutschen Volkes, dem Schmucke des deutschen Bodens gewid-
meten Werke, theils was die Erfindung, theils was die technische Aus-
führung betritTt, Künstlern anvertraut wird, welche nicht der deutschen
Nation angehören. Gewiss ist es in andern Rücksichten kleinlich und
thöricht, an den starren Begriffen der Nationalität festzuhalten, das Grosse
und Herrliche, was in Kunst, Wissenschaft und Leben von den bevorzug-
ten Geistern fremder Völker geleistet und geschailen wird, nicht anzuer-
kennen; gewiss ist es schön und erhebend, wenn befreundete Nationen
einander die Hand reichen und die eine die Mängel der andern auszuglei-
chen bemüht ist. Aber es scheint eben so billig wie der eignen Würde
angemessen, dass man- erst dann über die Grenze des Vaterlandes hinaus-
blickt, wenn man sich überzeugt hat, dass in den Kreisen der Heimat ein
entschieduer, auf keine Weise abzuhelfender Mangel vorhanden ist. Haben
wir jedoch, was den vorliegenden Fall anbetrifft, im Süden oder Norden.
im Osten oder Westen unsers Vaterlandes irgend einen Mangel an tüch-
tigen Bildhauern? 1) ist es nicht unsre Pflicht, dass wir denen, die sich
ohnedies nur zu häufig mit Arbeiten eines untergeordneten Ranges be-
schäftigen müssen, hauch die Freude derjenigen Werke zutheilen, welche
ihrer Talente würdig sind und letztere durch den Ruhm, der sich an diese
Werke knüpft, zur Entfaltung ihrer edelsten Kräfte steigern müssen? ist
es nicht unsre Pflicht, dass wir hiedureh der Vaterländischen Kunstühung
alle diejenigen Vortheile zukommen lassen, welche sich an die Ausfüh-
rung von Werken des höchsten Styles knüpfen?
Wenn vaterländische Denkmäler von Fremden ausgeführt werden, so
ist dies entweder das Eingeständniss eigner Schwäche, oder falls das
Vorhandensein einer solchen durch andre Zeugnisse widerlegt wird das
Eingeständniss einer bedauernswürdigen Parteilichkeit gegen die Leistungen
der Heimat, oder vielleicht einer noch weniger ehrenvollen Gleichgültig-
keit gegen die letzteren. Wie wird die Nachwelt über einen, solcher
Gestalt bethätigten Patriotismus richten? Und muss man dem Deutschen
das Beispiel des französischen Volkes, welches niemals ein ähnliches Ver-
halten beobachten wird, vorführen?
Die Errichtung einiger besondern Denkmäler für grosse Männer des
deutschen Volkes für Beethoven, Mozart, u. s. w. ist neuerlichst in
Anregung gebracht, auch zum Theil bereits thätig für die Gewinnung der
nöthigen Geldmittel gearbeitet werden; noch aber verlautet nichts über
diejenigen Künstler, welche man für dieAusführung dieser Monumente aus-
ersehen. Möge man hier endlich, und so auch bei den künftigen Plänen,
1) Um nur einige anerkannte Künstler zu nennau, führen wir hier an, in
Berlin: Rauch, Tieck, Wichmann, Drake, Wredow; in Dresden? Rietschßl;
in Oassel: Henschel; in Frankfurt: v. Launitz; in Mainz! Sßhßll; i"
München: Schwantlnalar; in Wien: Kliiber und Schaller, U. a. m.