Berichte,
Kritiken,
Erörterungen.
Schwaben gepackt wird, als dieser ihr, in's Bärenfellgehüllt, liehkost. Gross-
artige Verkürzungen (z. B. Fusssohle und ein wenig Gesicht als Bezeichnung
eines ganzen Menschen) bietet das Blatt, wo sämmtliche Sieben, statt in's Meer,
in ein blühendes [rlachsfeld hinabspringen. Kühn und lebendig ist der Unter-
richt, den der Allgäuer dem Studenten Adolphns in den Sehwabenstreichen
(mit der ilmgekehrten Peitsche nämlich und ad posteriora) ertheilt. Am gelun-
gensten dürfte das folgende Blatt sein, wo die sieben Schwaben, nachdem
sie am Bodensee angekommen sind, vor ihrem Kampfe zum letzten Mal
Mittag halten und dabei Todesbetraehtungen anstellen; der tiefe Ernst des
langen Allgäuers, die stets gleiche Dummheit des dünnen Nestlesehwaben.
die Verzweiflung des dicken Knöptleschwaben, der indess, seinen Strömen-
den Thränen zum Trotz, doch einen ungeheuren Kloss in's Maul zu schie-
ben vermag, dürften nicht leicht treffender darzustellen sein.
Um indess ernsthaften Leuten kein Aergerniss zu geben, brechen wir
hiemit ab. Schliesslich aber wünschen wir nochmals dem artigen Büchlein
recht viele Leser und Beschauer und dem Unternehmen überhaupt recht
würdige Nachahmer. Dass es an Stoff dazu nicht fehlt, haben wir oben
bereits angedeutet; dass es auch an Künstlern nicht fehlt, beweisen z. B.
Adolph Schrödteüs Bilder auf der letzten Berliner Ausstellung. Schreiber
dieses sah von ihm einen Münchhausen, der von seinen auf eine Schnur
gezogenen Enten in die Luft getragen wird, eine Zeichnung, die ihm das
Herz schwer gemacht hat; möge er sie bald radiren, möge er uns den
launigen Gesellen in recht vielen Abenteuern vorführen!
Suulptur.
Berlin.
(Museum
183a,
lm Atelier des Professor Ludwig Wichmann ist gegenwärtig das
Gypsxnodell einer überlebensgrossen Statue Christi atlfgßstßnt, Welches
einer eignen, unzerstreuten Beleuchtung, wie ein jedes plastische Werk,
bedürftig bei der vorigen Kunstausstellllng dem übergrossen Andrange
von Gegenständen gewichen war. Der Künstler hat die Statue des Heilan-
des etwa als einen Altarschmuck, statt des sonst gebräuchlichen Crucifixes,
gearbeitet. Aber er vermied sowohl die hergebrachte, wenig künstlerische
Form des letzteren, er hatte nicht die Absicht, seine anatomischen Kennt-
nisse an einem auf die Folter gespannten Leichnam zu entwickeln, als er
auf der andern Seite auch nicht einen bestimmten Moment aus dem Leben
des lleilandes festzuhalten suchte. Sein Werk hat einen wesentlich sym-
bolischen Charakter. Noch erinnern die liebevoll ausgebreiteten Arme an
die Stellung des Gekreuzigten (welche so von den Dichtern christlicher
Vorzeit gedeutet worden ist), noch wird hinter der Statue selbst ein hohes
teppichbehangencs Kreuz aufgestellt werden; aber an der Stelle des Todtcn
sehen wir den Auferstandenen. Dieser Umstand gab dem Künstler zugleich
die Freiheit, den Oberkörper tinbekleidet darzustellen und nur die unteren
'l"hcile durch ein um die Hüften gewundene-s Gewand zu verhüllen. Mit