Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Berichte, Kritiken, Erörterungon. 
Jeremias, die der Ignorant merkwürdig missverstanden hatte, eine trefiliche 
Charakteristik vorgelegt. Sehr Vieles freilich wäre noch gegen die Masse 
der in der ersten Schrift enthaltenen unwahren oder schiefen Ansichten zu 
sagen gewesen; aber es ist Niemand zu verdenken, wenn er die Lange- 
weile scheut; und gewiss hat die letztere Schrift der ersten schon zu viel 
Ehre angethan. 
Colleccion de las Vistas de los Sitios Reales y de Madrid, 
litograüadas de Orden del Seüor Bey D. Fernando VII, y a su falleci- 
miento mandadas continuar por su Escelsa Esposa 1a Reina Gobernadora 
Doüa Maria Cristina de Borbon. E11 su Real Establecimiento de Madrid. 
Gr. F01.  
(Museum 
1ss7, 
Wir haben kürzlich, bei Betrachtung der GaiPschen Skizzen aus Spa- 
nien, Gelegenheit gehabt, das spanische Volk in seiner nationalen Eigen- 
thümlichkeit kennen zu lernen und zugleich einen Blick auf die roman- 
tische, ritterliche Vorzeit des Landes zu werfen, wie sich diese in den 
Monumenten des Mittelalters ausspricht. Ein andrer Geist weht uns aus 
den, bisher erschienenen Theilen des vorgenannten Werkes entgegen, wel- 
ches der Pracht der königlichen Hofsitze gewidmet ist; in diesen, deren 
Gründung dem Ende des sechzehnten und dem siebzehnten Jahrhundert 
angehört, ist bereits ein düstrer Ernst oder der Prunk der Etikette an die 
Stelle der früheren ritterlichen Zierlichkeit getreten; auch die moderne 
Staifage, mit welcher die vorliegenden Ansichten angefüllt sind, zeigt uns 
vielmehr das Ceremoniel des Hofes oder das allgemeine europäische Niveau 
der vornehmeren Stände, als den eigenthnmlichen Charakter des Volkes. 
Aber auch in dieser Rücksicht bieten sie dem Beschauer mannigfaches 
Interesse. Ehe wir jedoch die einzelnen Abtheilungen näher betrachten, 
ist es nöthig, auf die künstlerischen Verhältnisse des Werkes, die uns 
einen namhaften Theil modern spanischer Kunstthätigkeit vorführen, einen 
Blick zu werfen. Es sind sämmtlich landschaftliche oder architektonische 
Ansichten, nach Gemälden von F, Brambilla lithographirt; die Auffas- 
sung, welche diesen Ansichten zu Grunde liegt, ist nicht sonderlich poeti- 
scher Art; selten sind die dargestellten Gegenstände so entworfen, dass 
sie sich zu einem geschlossenen Ganzen abrunden, noch seltner sind die 
Wirkungen des Lichtes, der Luft, der Wärme zur Hervorbringung ergrei- 
fender künstlerischer Effekte benutzt. An jene reizvolle Auiiassung, in 
welcher z. B. einige Ansichten der Gärten zu Aranjuez von Velasquez (im 
Madrider Museum befindlich) gemalt sind, ist hier nicht zu denken. Es 
sind eben nur Nachbildungen vorhandener Gegenstände, unter einem will- 
kürlich gewählten Rahmen abgeschnitten; aber sie tragen somit zugleich 
wenigstens die Gewähr einer äusseren Richtigkeit, welche Nichts für an- 
derweitige Zwecke aufopfert, an sich. Dasselbe gilt von der lithographi- 
sehen Technik, einzelne Blätter sind recht lebendig gearbeitet, andre 
ängstlich und geistlos, die Mehrzahl in einer gewissen mittelmässigen
	        
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