Ausstellungs-Literatur.
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als Professor die neuere Kunstgeschichte lehrend; mannigfach für Verbrei-
tung des Kunstinteresse thätig; endlich seit Errichtung des hanlloverschen
Kunstvereins auch mit eignen grösseren Gemälden historischer Art und
zwar mit glücklichstem Erfolge beschäftigt und Zlll? Vefvßllkommnung
seines Colorits auf einige Zeit in Düsseldorf ansässig. Ferner August
von der Embde, zu Cassel im Jahre 1780 geboren, erst spät der Aus-
übung der Kunst sich annähernd, 1804 und 5 auf den Akademieen zu
Dresden und Düsseldorf thätig; als Portraitmaler vielfach und glücklich
beschäftigt (man zählt von ihm bis jetzt 428 Portraits); endlich auch er
vornehmlich erst seit Bestehen des hannoverschen Kunstvereins zu ander-
weitigen Leistungen, zu jenen Genrebildern, die so allgemeinen Beifall
gefunden haben, angeregt. C. W. Tischbein, W. Ahlborn u. A.
Wir deuteten schon oben an, dass nicht alle Erscheinungen dieser
Ausstellungs-Literatur meisterhaft sein werden; im Gegentheil findet sich
auch wohl Manches, das man lieber ungelesen lässt. Ein gewissenhafter
Recensent kann in solchen Fällen nicht anders, als das Publikum benei-
den, welches sich mit einer Lectüre von zwei Seiten beruhigen darf. Der
Recensent muss bis auf die letzte, enggedruckte Seite ausharren, das ist
seine Pflicht; er soll das Publikum nicht blos auf angenehme Pfade leiten,
er soll es auch von den widerwärtigen zurückhalten; dazu muss er diese
kennen. Dazu gehört Geduld, viel mehr Geduld, als diejenigen meinen,
denen die Früchte seines Fleisses zu Theil werden. Doch ich wollte
nicht von Recensenten sprechen, sondern von den neusten Ausstellungs-
Berichten; zur Erklärung des Vorausgeschickten bemerke ich somit nur,
dass ich so eben die „Kreuz- und Quergedanken eines Dresdener
Ignoranten vor den Düsseldorfer Bildern, über die Düssel-
dorfer Bilder und manches Andre, von Heinrich Paris. Zur
Erinnerung für Freunde. Zweite durchgesehene Auflage.
Dresden und Leipzig, 183 7" durchgelesen habe. Der Titel des Wer-
kes (56 enggedruckte Seiten) ist vielleicht das Einzige, was nicht übel ge-
wählt ist. Die Gedanken gehen in der That kreuz und quer: gegen
deutsches Wesen, gegen die neue Zeit, gegen das Unkünstlerische des
Christenthums, z. B. gegen die Darstellungen des Abendmahles (an Leo-
nardos unsterbliches Meisterwerk scheint der Verfasser hiebei, wie" an so
vieles Andre, nicht gedacht zu haben) u. s. w.: dann liegt dem Ganzen
eine höchst merkwürdige naive Ignoranz zu Grunde, in Bezug auf Geschichte
im Allgemeinen, wie auf die Kunstgeschichte insbesondre, über welche
beide der Ignorant sich "gleichwohl sehr dictatorisch auslässt; über die
Gegenwart nicht minder, z. B. darin, dass er die Münchner Schule gänz-
lich ignorirt. U. s. w., u. s. w. Wenn man aber das Büchlein gelesen
hat, dann auch noch die gesammten, in modern anspruchvoller Weise vor-
getragenen Aussprüche zu widerlegen, diess hiesse von einem Recensenten
z" Vlel Verlangt; auch kann er ein solches Geschäft um so eher von sich
ablehnenw als in der That bereits "Drei Briefe zur Widerlegung
ÜCTKWUZ" und Quergedanken eines Dresdener Ignoranten etc.
von HernnFrhr. von Friesen, April 1837, Dresden" (42 Seiten]
erschienen sind. Diese enthalten eine würdige Widerlegung der Haupt-
punkte obiger Schrift, namentlich was die christliche Grundlage der mo-
dernen Kunst, was die Bedeutung der jüngst vergangenen, neu-alterthüm-
liehen Bestrebungen anbetrint u. s. w. Auch wird hier von den grgss-
artigsten Bildern der Ausstellung, Lessings Hussiten und Belldßllltlllnvs