250
Berichte.
Erörterungen.
Kritiken,
Getreides in der Manche, luftige Pferde, die, an ein leichtes Brett ge-
spannt, im Kreise über das ausgebreitete Korn hinjagen, und Blatt 9, ein
ungcfüger Getreidewagen mit der zugehörigen Familie. Auf Blatt 13
endlich sehen wir die Promenade von Sevilla vor uns, wo hohe und nie-
dere Stände, Frauen, Geistliche, Militairs, Bettler u. s. w. durcheinander
Wogen; im Vorgrunde die nöthige Bude eines Wasserverkäufers.
Das gesammte letzte Drittheil des Werkes (10 Blätter und mehrere
Vignetten) enthält Darstellungen des Stiergefechtes. Hier entwickelt. sich
uns in anschaulichster Weise das Bild dieses merkwürdigen und interes-
santen Schauspiels in seinen verschiedenen Stadien; wir glauben, dass
gerade diese Blätter dem Herausgeber eine besondere Theilnahme sichern
werden, indem hiefür die blossen Beschreibungen, wie wir deren allerdings
besitzen, auf keine Weise zureichend sind, und in den Zeichnungen sich
hier vorzugsweise das Talent einer lebenvollen, geistreichen Auffassung
und Darstellung kund giebt. Die Lokalität ist Sevilla, und in mehreren
der Blätter ragt ernst über das Amphitheater der Zuschauer der Dom mit
seinem Glockenthurm herein. Zuerst (Nr. 1) werden wir in den Vorhof
geführt, wo die verschiedenen handelnden Personen des ernsten Schau-
spieles in ihren Vorbereitungen beschäftigt sind. Dann sehen wir (Nr. 2)
den Zug der Kämpfer vor einem alten Marienbilde halten und die Mutter
der Gnaden ernstlich um Hülfe in dem bedrohlichen Spiele aufleben; zur
Seite der pathetische Alguazil in altspanischer Tracht. Da öüfnet sich die
Pforte unter dem Marienbilde (Nr. 3), und heftig stürmt der Stier auf den
ersten Picador los, der ihn aber mit sicherem, gewaltigem Lanzenstosse
empfängt. Bedenklicher ist die Erwartung des zweiten Angriffes (Nr. 4),
wo der Stier mit gesenktem Haupte, mit den Füssen scharrend, des gün-
stigen Momentes harrt, während der Picador ihm straff und aufmerksam
die Lanze entgegenstreckt und die Banderilleros ihn mit ihren Mänteln
scheu zu machen suchen. Aber der Picador ist mit seinem Pferde nieder-
geworfen (Nr. 5) und wüthend bohrt der Stier seine Hörner in das Fleisch
des Pferdes, während der zweite Picador zur Hülfe heransprengt und die
Banderilleros nicht minder beschäftigt sind. Zu Fusse verlässt der erste
den Kampfplatz (Nr. 6), ohne jedoch Hut und Lanze schmachvoll verloren
zu haben, während einer der Wärter den Sattel trägt und die andern
Kämpfer den Rückzug zu decken bemüht sind. Dann (Nr. 7) geht das
leichte Spiel der Banderilleros los, welche den furchtbaren Gegner im
zierlichsten 'I'anze necken und durch die klappernden Banderillen, die sie
ihm an den Leib schleudern, seine Wuth zu immer höherem Grade stei-
gern. Von ihm verfolgt lassen sie ihm (Nr. 8) die Mäntel über den Kopf
fallen oder schwingen sich, im Momente der Gefahr auf die sicheren Bar-
rieren. Aber in kühnem Fechterschritt tritt (Nr. 9) der Matador dem
mächtigenyThiere entgegen, bohrt ihm den Degen bis ans Heft ins Genick,
dass die gewaltigen Glieder, noch im Sprünge, zusammenbrechen. Der
wilde Jubel, unter welchem der Getödtete von dem buntgeschmückten
gallopirenden Manlthiergespann hinausgeschleift wird (Nr. 10), um einem
gleich gewaltigen Nachfolger Platz zu machen, beschliesst die Scene.
Der erläuternde Text, der sich namentlich über die Angelegenheiten
des Stiergefechtes ausbreitet, auch einen ganzen Anschlagzettel einer sol-
chen Feierlichkeit mittheilt, ist in einer schlichten, ansprechenden Weise
geschrieben; -Ä Wir wünschen, dass der Herausgeber, dessen Mappen
gewiss noch viel Anziehendes über jenes merkwürdige und noch immer