Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Berichte. 
Erörterungen. 
Kritiken, 
Getreides in der Manche, luftige Pferde, die, an ein leichtes Brett ge- 
spannt, im Kreise über das ausgebreitete Korn hinjagen, und Blatt 9, ein 
ungcfüger Getreidewagen mit der zugehörigen Familie.  Auf Blatt 13 
endlich sehen wir die Promenade von Sevilla vor uns, wo hohe und nie- 
dere Stände, Frauen, Geistliche, Militairs, Bettler u. s. w. durcheinander 
Wogen; im Vorgrunde die nöthige Bude eines Wasserverkäufers. 
Das gesammte letzte Drittheil des Werkes (10 Blätter und mehrere 
Vignetten) enthält Darstellungen des Stiergefechtes. Hier entwickelt. sich 
uns in anschaulichster Weise das Bild dieses merkwürdigen und interes- 
santen Schauspiels in seinen verschiedenen Stadien; wir glauben, dass 
gerade diese Blätter dem Herausgeber eine besondere Theilnahme sichern 
werden, indem hiefür die blossen Beschreibungen, wie wir deren allerdings 
besitzen, auf keine Weise zureichend sind, und in den Zeichnungen sich 
hier vorzugsweise das Talent einer lebenvollen, geistreichen Auffassung 
und Darstellung kund giebt. Die Lokalität ist Sevilla, und in mehreren 
der Blätter ragt ernst über das Amphitheater der Zuschauer der Dom mit 
seinem Glockenthurm herein. Zuerst (Nr. 1) werden wir in den Vorhof 
geführt, wo die verschiedenen handelnden Personen des ernsten Schau- 
spieles in ihren Vorbereitungen beschäftigt sind. Dann sehen wir (Nr. 2) 
den Zug der Kämpfer vor einem alten Marienbilde halten und die Mutter 
der Gnaden ernstlich um Hülfe in dem bedrohlichen Spiele aufleben; zur 
Seite der pathetische Alguazil in altspanischer Tracht. Da öüfnet sich die 
Pforte unter dem Marienbilde (Nr. 3), und heftig stürmt der Stier auf den 
ersten Picador los, der ihn aber mit sicherem, gewaltigem Lanzenstosse 
empfängt. Bedenklicher ist die Erwartung des zweiten Angriffes (Nr. 4), 
wo der Stier mit gesenktem Haupte, mit den Füssen scharrend, des gün- 
stigen Momentes harrt, während der Picador ihm straff und aufmerksam 
die Lanze entgegenstreckt und die Banderilleros ihn mit ihren Mänteln 
scheu zu machen suchen. Aber der Picador ist mit seinem Pferde nieder- 
geworfen (Nr. 5) und wüthend bohrt der Stier seine Hörner in das Fleisch 
des Pferdes, während der zweite Picador zur Hülfe heransprengt und die 
Banderilleros nicht minder beschäftigt sind. Zu Fusse verlässt der erste 
den Kampfplatz (Nr. 6), ohne jedoch Hut und Lanze schmachvoll verloren 
zu haben, während einer der Wärter den Sattel trägt und die andern 
Kämpfer den Rückzug zu decken bemüht sind. Dann (Nr. 7) geht das 
leichte Spiel der Banderilleros los, welche den furchtbaren Gegner im 
zierlichsten 'I'anze necken und durch die klappernden Banderillen, die sie 
ihm an den Leib schleudern, seine Wuth zu immer höherem Grade stei- 
gern. Von ihm verfolgt lassen sie ihm (Nr. 8) die Mäntel über den Kopf 
fallen oder schwingen sich, im Momente der Gefahr auf die sicheren Bar- 
rieren. Aber in kühnem Fechterschritt tritt (Nr. 9) der Matador dem 
mächtigenyThiere entgegen, bohrt ihm den Degen bis ans Heft ins Genick, 
dass die gewaltigen Glieder, noch im Sprünge, zusammenbrechen. Der 
wilde Jubel, unter welchem der Getödtete von dem buntgeschmückten 
gallopirenden Manlthiergespann hinausgeschleift wird (Nr. 10), um einem 
gleich gewaltigen Nachfolger Platz zu machen, beschliesst die Scene. 
Der erläuternde Text, der sich namentlich über die Angelegenheiten 
des Stiergefechtes ausbreitet, auch einen ganzen Anschlagzettel einer sol- 
chen Feierlichkeit mittheilt, ist in einer schlichten, ansprechenden Weise 
geschrieben; -Ä Wir wünschen, dass der Herausgeber, dessen Mappen 
gewiss noch viel Anziehendes über jenes merkwürdige und noch immer
	        
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