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Berichte,
Erörterungen.
Kritiken,
hervorzuheben. Dabei fehlt es diesen Skizzen nicht an interessanten An-
deutungen des historischen Hintergrundes, auf welchem Sich das Leben
des spanischen Volkes entwickelt hat, und wie in den dargestellten Volks-
53911311 hier und da ein alterthümliches Gebäude sichtbar wird, so sind
mehrere Blätter auch selbständig der Darstellung von Architekturen oder
von besonders merkwürdigen Theilen derselben gewidmet.
Wir geben eine kurze Uebersicht der, auf den 30 Hauptblätteru des
Werkes und in den Vignetten des Textes enthaltenen Darstellungen. Wir
sprechen zuerst von den wichtigsten architektonischen Monumenten und
beginnen mit denen, welche der romantischen Periode der maurischen
Herrschaft angehören. Schon der äussere Umschlag des Werkes gehört
hiehcr. Er ist mit einem kunstreich ineinander gefilgten Ornament ver-
sehen und mit buntverscblungenen Rahmen und Koransprüchen umgeben,
alles dies den Verzierungen des Königsschlosses der Alhanrbra entnommen.
Die Titelvignette enthält, in einer geschmackvoll leichten Federzeichnung
ein Bild des vielbesungenen Löwenbrunncns im mittelsten Hofe der Al-
hambra. Die Dedication (an den Kronprinzen von Preussen gerichtet) ist
mit der Darstellung eines mächtigen Burgthores umgeben, welches, wenn
wir nicht sehr irren, ebenfalls demselben Gebäude angehört. Nur Ein-
Blatt (T. 19) gieht uns eine Ansicht des Innern der Alhambra; es ist der
reizende Myrthenhof mit seinem weiten Bassin und der überaus anmuthi-
gen Bogenstellung zur Seite des Wassers; durch eine geölfnete Thür blickt
man zugleich tiefer, in die Säulenstellung des Löweuhofes hinein. Das
Aeussere der Alhambraführt ein andres Blatt (T. 15) vor; es ist der Blick
von dem gegenüberliegenden Garten des Generalife aus; malerisch erheben
sich die Mauern, Thürme und Pavillons des alten Königsschlosses über
dem steilen Abhange, aber bedeutend ragt wiederum über sie der stolze
Palast Carls V. empor; in der Tiefe erblickt man einen Theil der Stadt
(Granada) und der fruchtbaren Vega. Das Blatt ist mit wenigen Mitteln
gearbeitet und doch von trefflich malerischer Wirkung. Die Alhambra
ist der letzte Glanzpunkt des maurischen Lebens; ebenso wird auch die
ältere Kunst des fremden Volkes in verschiedenen Beispielen vorgeführt.
Hier ist vor allen das Blatt (T. 12) zu nennen, welches eins der Portale
der altberührnten Moschee von Cordova verführt; schwer, streng und dazu
mit nberreichem, fabelhaft buntem Schmuck angefüllt. Wie die Architekturen
der Alhambra, so ist uns auch die Moschee von Cordova aus früheren Abbil-
dungen bereits wohlbekannt; aber hier verschwindet die geometrisch genaue
Aufnahme vor der unmittelbaren, malerischen Auffassung, und die höchst
geistreiche Stalfage der beiden Pfaden, welche so eben heraustreten und den
jungen Damen wie dem alten Bettler ihren wohlthätigcn Segen spenden, ver-
setzt uns unwillkürlich an Ort und Stelle; wir möchten dies vorzügliche Blatt
in Farben ausgeführt sehen. Dieselbe alterthümliche Zeit maurischer Ar-
chitektur vergegenwärtigt uns das (schon aus Delaborde bekannte) Fenster
oder wahrscheinlicher, wie der Herausgeber bemerkt, die Einfassung
einer Nische, welche im Kreuzgange des Orangenhofes der Kathedrale von
Taragona vermaucrt ist (T. 6). Dem Uebergange der älteren zur späteren
Zeit dürfte das Sonnenthor zu Toledo mit seinen mächtigen Thürmen und
dem zierlicheren Zwischenbau angehören, welches wir auf T. 10 in einer
malerischen Ansicht vor uns sehen.
Verwandten Geist mit der maurischen Kunst, wenn auch im Allgemei-
nen weniger in der einzelnen Bildung der Form als in dem zu Grunde